August 2023: Die Ökologische – Zeitschrift für Hamm

Mit spitzer Feder: Nachrichten, Informationen, Tipps rund um Natur, Arten und Umwelt
Ulrich Schölermann
Redaktion „DIE ÖKOLOGISCHE – Zeitschrift für Hamm“

Siehe „DIE ÖKOLOGISCHE – Zeitschrift für Hamm“ (4,5 MB)
Die-Oekologische-Nr-7

Liebe Leser,
seit einem Jahr Pause liegt eine neue Ausgabe der ÖKOLOGISCHEN vor. Es hat sich einiges getan in dieser Zeit. In die vier großen Planun­gen der Stadt Hamm ist Bewegung gekommen. Das Güterverteilzen­trum auf dem Rangierbahnhof, der Multi Hub Westfalen, die dafür nöti­gen Straßen B 63n und K 35n (die neue Weetfelder Straße) und auch die Bebauung des Zechengeländes Heinrich Robert schweben wie ein Damoklesschwert über die Anwohner in Pelkum. Aber die Bewohner in Herringen und Mitte werden auch zu spüren bekommen, dass sich die Verkehrsströme an den Zielpunkten vermehren werden.

die-oekologische-nr-07Welchen Nutzen haben die Bürger eigentlich vom Multi Hub? 600 schwere LKWs, 40-Tonner, werden Hamm künftig täglich zusätzlich an­fahren. Sicher, Autobahnen werden entlastet, wenn Güterzüge statt LKWs Waren transportieren. Wir Hammer Bürger leisten da dem nord­westdeutschen Straßenverkehrsnetz einen Bärendienst. „Bürgerinitiativenmentalität” hat der Hammer Oberbürgermeister in einem Gespräch der Bürgergemeinschaft Weetfeld e.V. vorgeworfen, und auf dem Stadt­empfang im Mai hat er diejenigen, die seine Planungen kritisiert haben, als „Nörgler” bezeichnet; es gebe allerdings noch „ein kleines Problem” mit den nötigen Straßen. Das geht entschieden zu weit! Die mandatstra­genden Zuhörer sollen ausgiebig geklatscht haben. Außerdem würde „der letzte Kilometer von den LKWs wasserstoffbetrieben zurückgelegt” – zu Letzterem ist ein Kommentar unnötig, das ist zu abstrus.

„CreativRevier” nennen die Macher die intensive Bebauung des brach liegenden Zechengeländes Heinrich Robert. Auch hier die Frage: Brau­chen wir es so wie geplant oder ist es eine reine Investition? Reichen die Einzelhändler im weiteren Verlauf der Kamener Straße nicht aus? 8000 Fahrzeuge werden hier täglich erwartet, wenn die Bebauung abgeschlossen ist, Lärmgrenzen werden laut Prognose überschritten. Wäre ein Landschaftspark mit Randbebauung nicht die bessere, nach­haltigere Lösung gewesen?

Die BG Weetfeld hat sich bemüht, den Oberbürgermeister davon zu überzeugen, dass es an der Zeit wäre, den Ratsbeschluss zum Nord­ausbau des Inlogparcs umzusetzen. Auch im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition aus SPD, GRÜNEN und FDP ist nachzulesen, dass der Nordausbau gestrichen werden soll. Wie hat der OB sinngemäß geant­wortet? „Es bleibt alles so, wie es ist”. Was muss befürchtet werden? Kommt eine neue Koalition ohne die GRÜNEN, wird der Inlogparc von zurzeit 24 Hektar auf 75 Hektar, wie im Jahr 2000 ursprünglich vorgese­hen, erweitert – davon ist auszugehen. Was hat der CDU-OB damals gesagt? „Wenn die Bezirksregierung Arnsberg den Inlogparc auf nur 30 Hektar beschränkt, dann steigen wir aus.” Wie gesagt, 24 Hektar heutzutage. „Wat kümmert mich ming Jeschwätz von jestern?”, soll Alt­kanzler Konrad Adenauer vor Jahrzehnten in schönstem Kölner Dialekt gesagt haben. – Das passt auch heute noch.

Was mutet die Stadt Hamm den Pelkumer Bürgern eigentlich noch zu? Und haben die Pelkumer noch nicht verstanden, was da auf sie zu­kommt, oder wie ist die Ruhe unter den Betroffenen zu erklären? Wie ist die Rolle der GRÜNEN zu verstehen, die im Wahlkampf eindeutig Position gegen die B 63n und den Nordausbau bezogen haben? Diese Rolle hat nun DIE LINKE im Rat übernommen.

afrikanische-loefflerEs gibt in dieser Ausgabe nur wenig Positives zu berichten. Über gute ökologische Entwicklungen zu berichten ist mühsam, denn sie sind lei­der selten in dieser Stadt. Auch der jetzt eröffnete Erlebensraum Lippe-aue dient nicht dem Natur- und Artenschutz, sondern eher dem Freizeit­vergnügen – und der NABU unterstützt den Verlust an Lebensraum­fläche auch noch! Ist das in der schmalen Lippeaue angebracht? Hier hat die Stadt Hamm im Überschwemmungsraum der Lippe sogar eine Bodendeponie aufschütten lassen. Hat die Europäische Union, die an der Projektförderung mit ihrem Programm EFRE ebenso wie das Land NRW beteiligt ist (und die Flussauen eigentlich naturnah entwickeln wollen) den Naturfrevel nicht gemerkt, als sie ihre Förderungen des 50-Millionen-Euro-Projekts zugesagt haben?

Trotzdem – viel Freude beim Lesen der Zeitschrift wünscht Ihnen
Ulrich Schölermann
Redaktion „DIE ÖKOLOGISCHE – Zeitschrift für Hamm“

Inhaltsverzeichnis
1 Sind Kritiker Nörgler? noergler

2-7 Magazin insektenhotel-pelkum
8 Bebauungsplan Dessauer Straße: Neues Gewerbegebiet
9 Bebauungsplan Lippestraße/Richardstraße: Neues Wohnen
10 Westfleisch schlachtet künftig 108.000 Schweine pro Woche
windenergieanlage
11 Flächen für Windenergieanlagen an Land
12 Einführung der Go-to-Gebiete
14 SPD will 50 helle Orte – wird die Lippeaue der 51. bestrahlte Ort?
auenpark-asphalt
15 Erlebensraum Lippeaue nimmt Fahrt auf
16 Artenschutz und die Beleuchtung von Radwegen
germaniapark-hamm
17 Ökologisch und bunt im Germaniapark
18 Der Multi Hub Westfalen und die Straßenplanungen der B 63n und K 35n
heinrich-robert-hamm
22 CreativRevier: Ein Landschaftspark hätte es auch getan
26 Umweltpreisträger der Stadt Hamm seit 1981

28 Umweltrecht und Klimaklagen
hammer-apfelsaft-10-jahre
29 10 Jahre Hammer Apfelsaft
33 Wie Kinder nach dem Mineral Mica schürfen
wilhelm-lange-strasse-hamm
34 Die BG Weetfeld tritt für die Förderung des Natur- und Umweltschutzes ein
36 Die ungebremste Freiheit