Mit spitzer Feder: Nachrichten, Informationen, Tipps rund um Natur, Arten und Umwelt
Ulrich Schölermann
Redaktion „DIE ÖKOLOGISCHE – Zeitschrift für Hamm“
Siehe „DIE ÖKOLOGISCHE – Zeitschrift für Hamm“ (4,5 MB)
Die-Oekologische-Nr-7
Liebe Leser,
seit einem Jahr Pause liegt eine neue Ausgabe der ÖKOLOGISCHEN vor. Es hat sich einiges getan in dieser Zeit. In die vier großen Planungen der Stadt Hamm ist Bewegung gekommen. Das Güterverteilzentrum auf dem Rangierbahnhof, der Multi Hub Westfalen, die dafür nötigen Straßen B 63n und K 35n (die neue Weetfelder Straße) und auch die Bebauung des Zechengeländes Heinrich Robert schweben wie ein Damoklesschwert über die Anwohner in Pelkum. Aber die Bewohner in Herringen und Mitte werden auch zu spüren bekommen, dass sich die Verkehrsströme an den Zielpunkten vermehren werden.
Welchen Nutzen haben die Bürger eigentlich vom Multi Hub? 600 schwere LKWs, 40-Tonner, werden Hamm künftig täglich zusätzlich anfahren. Sicher, Autobahnen werden entlastet, wenn Güterzüge statt LKWs Waren transportieren. Wir Hammer Bürger leisten da dem nordwestdeutschen Straßenverkehrsnetz einen Bärendienst. „Bürgerinitiativenmentalität” hat der Hammer Oberbürgermeister in einem Gespräch der Bürgergemeinschaft Weetfeld e.V. vorgeworfen, und auf dem Stadtempfang im Mai hat er diejenigen, die seine Planungen kritisiert haben, als „Nörgler” bezeichnet; es gebe allerdings noch „ein kleines Problem” mit den nötigen Straßen. Das geht entschieden zu weit! Die mandatstragenden Zuhörer sollen ausgiebig geklatscht haben. Außerdem würde „der letzte Kilometer von den LKWs wasserstoffbetrieben zurückgelegt” – zu Letzterem ist ein Kommentar unnötig, das ist zu abstrus.
„CreativRevier” nennen die Macher die intensive Bebauung des brach liegenden Zechengeländes Heinrich Robert. Auch hier die Frage: Brauchen wir es so wie geplant oder ist es eine reine Investition? Reichen die Einzelhändler im weiteren Verlauf der Kamener Straße nicht aus? 8000 Fahrzeuge werden hier täglich erwartet, wenn die Bebauung abgeschlossen ist, Lärmgrenzen werden laut Prognose überschritten. Wäre ein Landschaftspark mit Randbebauung nicht die bessere, nachhaltigere Lösung gewesen?
Die BG Weetfeld hat sich bemüht, den Oberbürgermeister davon zu überzeugen, dass es an der Zeit wäre, den Ratsbeschluss zum Nordausbau des Inlogparcs umzusetzen. Auch im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition aus SPD, GRÜNEN und FDP ist nachzulesen, dass der Nordausbau gestrichen werden soll. Wie hat der OB sinngemäß geantwortet? „Es bleibt alles so, wie es ist”. Was muss befürchtet werden? Kommt eine neue Koalition ohne die GRÜNEN, wird der Inlogparc von zurzeit 24 Hektar auf 75 Hektar, wie im Jahr 2000 ursprünglich vorgesehen, erweitert – davon ist auszugehen. Was hat der CDU-OB damals gesagt? „Wenn die Bezirksregierung Arnsberg den Inlogparc auf nur 30 Hektar beschränkt, dann steigen wir aus.” Wie gesagt, 24 Hektar heutzutage. „Wat kümmert mich ming Jeschwätz von jestern?”, soll Altkanzler Konrad Adenauer vor Jahrzehnten in schönstem Kölner Dialekt gesagt haben. – Das passt auch heute noch.
Was mutet die Stadt Hamm den Pelkumer Bürgern eigentlich noch zu? Und haben die Pelkumer noch nicht verstanden, was da auf sie zukommt, oder wie ist die Ruhe unter den Betroffenen zu erklären? Wie ist die Rolle der GRÜNEN zu verstehen, die im Wahlkampf eindeutig Position gegen die B 63n und den Nordausbau bezogen haben? Diese Rolle hat nun DIE LINKE im Rat übernommen.
Es gibt in dieser Ausgabe nur wenig Positives zu berichten. Über gute ökologische Entwicklungen zu berichten ist mühsam, denn sie sind leider selten in dieser Stadt. Auch der jetzt eröffnete Erlebensraum Lippe-aue dient nicht dem Natur- und Artenschutz, sondern eher dem Freizeitvergnügen – und der NABU unterstützt den Verlust an Lebensraumfläche auch noch! Ist das in der schmalen Lippeaue angebracht? Hier hat die Stadt Hamm im Überschwemmungsraum der Lippe sogar eine Bodendeponie aufschütten lassen. Hat die Europäische Union, die an der Projektförderung mit ihrem Programm EFRE ebenso wie das Land NRW beteiligt ist (und die Flussauen eigentlich naturnah entwickeln wollen) den Naturfrevel nicht gemerkt, als sie ihre Förderungen des 50-Millionen-Euro-Projekts zugesagt haben?
Trotzdem – viel Freude beim Lesen der Zeitschrift wünscht Ihnen
Ulrich Schölermann
Redaktion „DIE ÖKOLOGISCHE – Zeitschrift für Hamm“
Inhaltsverzeichnis
1 Sind Kritiker Nörgler? ![]()
2-7 Magazin
8 Bebauungsplan Dessauer Straße: Neues Gewerbegebiet
9 Bebauungsplan Lippestraße/Richardstraße: Neues Wohnen
10 Westfleisch schlachtet künftig 108.000 Schweine pro Woche
11 Flächen für Windenergieanlagen an Land
12 Einführung der Go-to-Gebiete
14 SPD will 50 helle Orte – wird die Lippeaue der 51. bestrahlte Ort?
15 Erlebensraum Lippeaue nimmt Fahrt auf
16 Artenschutz und die Beleuchtung von Radwegen
17 Ökologisch und bunt im Germaniapark
18 Der Multi Hub Westfalen und die Straßenplanungen der B 63n und K 35n
22 CreativRevier: Ein Landschaftspark hätte es auch getan
26 Umweltpreisträger der Stadt Hamm seit 1981
28 Umweltrecht und Klimaklagen 
29 10 Jahre Hammer Apfelsaft
33 Wie Kinder nach dem Mineral Mica schürfen
34 Die BG Weetfeld tritt für die Förderung des Natur- und Umweltschutzes ein
36 Die ungebremste Freiheit