von Marcos A. da Costa Melo
In: FUgE news 3/2023 unter https://fuge-hamm.org/2023/07/01/fuge-news-ausgabe-03-2023

Der Interkulturpromotor im RB Arnsberg macht einen Rückblick u.a. auf die Gesundheitkonferenz, Filmabende, Internationaler Lyrikabend, Chile-Abend mit dem Duo Contraviento und „Brennpunkt Westafrika“ zwischen April und Oktober 2023 in Hamm und Region.
Siehe PDF-Datei hier => interkulturarbeit-FUgE-News-3-2023.pdf

Zu den Klangkosmos-Konzerten und Veröffentlichungen führt der Interkulturpromotor über 15 Veranstaltungen zwischen Mai und Oktober 2023 mit seinen Netzwerken u.a. aus Dortmund, Hamm, Lippstadt, Lünen und Werl durch. Einige dieser Events möchten wir hiermit vorstellen.
Für die Netzwerkarbeit war die FUgE-Mitgliederversammlung im April in Hamm mit rund 40 Mitgliedern von großer Bedeutung. Auch die Konferenz zur Lage der globalen Gesundheit am 27. April mit Dr. Kingsley Pereko aus Ghana, Bibi-Aisha Wadvalla aus Südafrika, Fabiola Torres aus Peru und Claudia Jenkes aus Deutschland im Elisabeth-Lüders-Berufskolleg (ELBK Hamm) war wegen der O-Töne aus Afrika und Lateinamerika wichtig. Dank der Zusammenarbeit mit der BUKO-Pharmakampagne bei der Organisation der Konferenz wurde ein Einblick in die Auswirkungen von Covid-19 auf die Gesundheit der Menschen in den Ländern des globalen Südens möglich gemacht. Im Schatten der Pandemie standen unbeachtet die häusliche Gewalt und Ernährungssicherheit sowie die Versorgung von Patient*innen mit HIV, Tuberkulose oder Malaria, so das Fazit der Konferenz, an der rund 70 Schüler*innen teilnahmen.

Im Zusammenhang mit der o.g. Konferenz kam später am 11. September das Straßentheaterensemble Schluck&weg zu einer Vorführung im ELBK Hamm. Die Folgen der Covid-Pandemie standen im Mittelpunkt des Theaterstücks, das diese gesellschaftliche und politische Problematik in kreativer und lustiger Weise auf die Bühne brachte. Über 400 Schüler*innen nahmen begeistert an vier Vorführungen des Stückes teil.
Am 11. Mai 2023 standen in der Stadtbücherei Werl die Länder Kongo und Ghana im Mittelpunkt des Filmforums zum Thema Konsum von „Smartphone“. Nach der Vorführung der Ausschnitte von „Afrika Digital“ zu Abbau von Kobalt in der DR Kongo und „Welcome to Sodom“ zu E-Schrott nach Westafrika fand eine Gesprächsrunde mit David Kartal (Multikulti-Forum Lünen) und Aliwucisse Idriss aus Ghana statt. Idriss, ehemaliger Kakao-Bauer im Norden Ghanas und später E-Schrott-Sammler in der Agbogbloshie-Müllhalde, führte spannende Gespräche mit den ca. 14 Interessierten über den Hintergrund seiner Flucht und Migration in die Stadt und später nach Europa.

Zwei Vorführungen des Films „Roads“ am 14. Juni zogen über 30 Interessierten in das Cinema+Studio Lippstadt. Der Film berichtet über die Zusammenkunft zwischen Gyllen aus London und William aus dem Kongo, die zusammen ihren Weg durch Marokko, Spanien und Frankreich fahren und mit Vorurteile gegenüber Geflüchteten entgegenwirken.
Noch im Juni befassten wir uns in Hamm mit den Ergebnissen der Wahlen in der Türkei und Erdogans Einfluss in Europa. Folgende Fragen des Prof. Burak Çopur an der Internationalen Hochschule Essen und Integrationsforscher wurden gestellt: Was ist passiert, dass am Abend der Wahlen in der Türkei verstörende Jubelszenarios in Deutschland auf die Straßen gingen? Eine kritische Diskussion über die Gründe vom verfehlten Demokratieverständnis in der deutsch-türkischen Community stand im Vordergrund der Analyse der Wahlen, da diese eine autoritäre Regierung befürwortet und Pressefreiheit in Frage stellt.
Ein Höhepunkt der Interkulturarbeit war das NRW-Forum Eine Welt Interkulturell am 24. Juni im Dietrich-Keuning-Haus Dortmund im Rahmen des Afro-Ruhr-Festivals 2023. Im Mittelpunkt standen die FUgE-Ausstellung „Nachhaltige Ernährung“, ein Kurzfilm zu Ernährung, Hunger und Armut sowie die klaren Statements von Olaf Bernau (Buchautor/Afrique-Europe-Interact) und Peter Emorinken-Donatus (Umweltaktivist/ Panter Preisträger 2022) zu den Folgen der kolonialen Geschichte Westafrikas. Es war eine gelungene interkulturelle Plattform für den Austausch unter den Teilnehmenden. An dieser Stelle bedanken wir uns für die Moderation von Jessica Sessinou (MIGRAFICA), die partizipativen Ansätze der Mitmachaktionen und das Weltverteilungsspiel von Svenja Bloom (Eine Welt Netz NRW) sowie der Mitwirkung der Interkulturpromotor*innen. Rund 100 Kinder und Erwachsene haben die Veranstaltung an diesem Nachmittag besucht.

Sehr partizipativ war auch der internationale FUgE-Treff am 28. Juli in Hamm, da es einen regen Austausch zwischen den MDOs aus der Region, u.a. Suheil Kadery aus Afghanistan von der AGfaF (Aktionsgemeinschaft afghanischer Flüchtlinge) und Oumar Diallo aus Guinea vom AKH (Afrikanischen Kulturverein Hamm). Sie berichteten über ihre Zusammenarbeit der eigenen Community mit dem FUgE-Netzwerk, den Kirchen, Verbänden, der Arbeitsagentur und Stadt Hamm. Mitgewirkt haben Renate Brackelmann (FUgE-Weltladen), der Interkulturpromotor im RB Arnsberg und die rund 12 Gäste.
Zur Lesung und Diskussion „Einschüchtern zwecklos“ mit Jürgen Grässlin, deutschem Friedensaktivist und Experte zu Waffenhandel, kamen ca. 30 Interessierte am 31. August in die Buchhandlung Margret Holota. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen nicht nur der russischer Angriffskrieg in der Ukraine, aber auch weitere 21 bewaffnete Konflikte in Afrika, Lateinamerika und Asien, bei denen deutsche Waffen eine entscheidende Rolle spielen, so Grässlin in seiner Ausführung.
Ein weiterer Höhepunkt der Interkulturarbeit war der Eine-Welt- und Umwelttag am 10. September im Maxipark Hamm. Beeindruckend waren die Auftritte und Workshops von Joseph Mahame aus Uganda, Sambanda Girassol mit dem brasilianischen Rhythmus, Saz-Musik mit Sebar Alpeso aus Kurdistan/Irak und das Theaterstück im Schatten der Pandemie mit der Gruppe Schluck&weg. Es war erneut ein buntes Kultur- und Musik-Programm rund um Eine-Welt-Bewegung und Klimaschutz sowie zahlreichen Infoständen mit niedrigschwelligen interkulturellen Bildungsaktionen, die rund 1.000 Menschen im Lauf des Tages Interessierten angesprochen haben.
Zwei interkulturelle Events rückten wegen der lyrischen Darbietung und musikalischen Besinnlichkeit das Interkulturprogramm ins Rampenlicht der Öffentlichkeit: der Lyrikabend und das Gastspiel des Duos Contraviento.
Der 3. internationale Lyrikabend Hamm am 29. September im Gerd-Bucerius-Saal wurde von 13 Menschen aus aller Welt geprägt, die ihre Lieblingsgedichte und Kurzerzählungen zu Liebe, Kultur, Gebräuchen und Natur sowie zu Flucht und Migration vortrugen. Ursula und Klaus Harkenbusch führten sie durch den Abend. Ganz gleich, ob die Vortragenden durch äußere Umstände gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen (etwa Afghanistan, China, Iran, Kurdistan, Nigeria, Turkey, Syrien, Ukraine) oder auf eigenen Wunsch in Deutschland lebten, zog sich das Thema „Heimweh“ wie ein roter Faden durch die Texte. Auch die Themen Verzweiflung, Anklage, Wut und nicht zuletzt der Wunsch nach Frieden, Einigkeit und Menschlichkeit kamen zur Sprache. Die 80 Zuhörer*innen bedankten sich mit großem Applaus für einen informativen, inspirierenden, bewegenden und sinnlichen Abend.
Am 30. September war im AWO-Bürgerkeller Hamm das Gastspiel des Duos Contraviento (Isabel Lipthay und Martin Firgau) zu 50 Jahre Militärputsch in Chile. Gekennzeichnet war die Veranstaltung von Solidarität, Kultur, Widerstand und v.a. Musik von Violeta Parra und Víctor Jara. Die Projektionen und Filmausschnitte des Duos deckten die Zeit von Präsidenten Allendes über den Putsch 1973 bis in die heutige Zeit. Rund 50 Interessierte waren der Einladung des Linken Forums Hamm und FUgE gefolgt und erfuhren durch eine Foto- und Zeitungsdokumentation von Horst Blume und Carsten Grüneberg über die Geschichte der Hammer Chile-Solidarität der 70er Jahre, v.a. des Engagements von Jugendgruppen für die Opfer des Putsches und für die geflüchteten Chilenen. Die Gäste erlebten einen sinnlichen Abend voller Musik mit Liedern aus und über Südamerika, die die Erinnerung an den 11. September 1973 neu belebten.

Nicht zuletzt war der Gesprächsabend „Brennpunkt Westafrika“ mit Olaf Bernau am 26. Oktober in der Buchhandlung Holota in Hamm eine wegweisende Veranstaltung. Es ging um Kolonialismus, Interessengegensätze, Flucht- und Migrationsursachen. Bernau zeigte auf, dass die Bekämpfung von Fluchtursachen Europas mit der Auslagerung der Grenzen nach Nord- und Westafrika die Länder wie Burkina Faso, Mali und Niger destabilisiert. Ausgehend von seinem 2022 erschienenen Buch „Brennpunkt Westafrika“ erklärt er einem Publikum von rund 30 Menschen detailliert, wieso Menschen in Westafrika nach Nordafrika aufbrechen, welche Traditionen und wirtschaftliche Handelswege zu berücksichtigen sind und wie Europa für die die Dauerkrise in dieser Region mitverantwortlich ist. Dabei kam das koloniale Erbe in den Beziehungen beider Kontinente ausführlich zur Sprache.

Ausführliche Infos zu den o.g. Interkulturveranstaltungen unter www.fuge-hamm.org/interkulturarbeit-im-rb-arnsberg
Das Promotor*innen-Programm für interkulturelle Öffnung wird von der Landesregierung NRW gefördert.