18.11.2024: Moderne Sklaverei und Abschottungspolitik Europas

Montag, 18. November 2024, 19 Uhr
Flüchtlingshilfe Hamm e.V.
Hohe Str. 33, 59065 Hamm
Der Eintritt ist frei.
Der Eintritt ist kostenlos und eine Anmeldung nicht nötig.

Auf Einladung von Flüchtlingshilfe Hamm e. V. und FUgE Hamm referiert Prof. Dr. Gilles Reckinger über die Zusammenhänge zwischen Fluchtursachen, Abschottungspolitik und prekarisierter Arbeit.

Dr. Reckinger forscht insbesondere über die Herkunft und Geschichte der Geflüchteten in Süditalien, die auf den dortigen Obst- und Gemüseplantagen beschäftigt werden. Viele der Erntehelfer sind Geflüchtete aus dem Nahen Osten und afrikanischen Ländern, die häufig über Lampedusa nach Europa kamen und Italien dann nie mehr verlassen konnten. Während der Asylverfahren stehen Geflüchtete in Italien buchstäblich auf der Straße – ohne Papiere und ohne Rechte. Die nahen Plantagen sind oft ihre einzige Chance auf einen Job. „Verachtet von der Bevölkerung, untergebracht in Slums aus Zelten und Containern und fern jeder medizinischen Versorgung pflücken viele der Geflüchtete 12 Stunden am Tag Orangen“, erklärt Dr. Reckinger. Durch seine Studien seit 2008 schildert Dr. Reckinger die unterschiedlichsten Fluchtgeschichten, die miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen, um das neue Gesicht der modernen Sklaverei aufzuzeigen. Dabei verdeutlichen seine Analysen den oft übersehenen Zusammenhang zwischen der zunehmenden Abschottungspolitik und der Verfügbarmachung von entrechteten Arbeitskräften.

Zum Referenten:
Prof. Dr. habil. Gilles Reckinger ist Ethnologe mit den Arbeitsschwerpunkten Migration, Prekarität und Europäisches Grenzregime. Er arbeitet als freier Wissenschaftler und Dozent an verschiedenen Universitäten und Hochschulen in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg und Italien, von 2013-2018 als Professor für Interkulturelle Kommunikations- und Risikoforschung an der Universität Innsbruck und von 2018-2023 als Rektor des Institut supérieur de l’économie in Luxemburg. Zudem ist er Privatdozent an der Universität Graz. Sein Buch „Lampedusa“ (Peter Hammer Verlag, 2013) erhielt den Bruno Kreisky Preis für das politische Buch. 2018 erschien „Bittere Orangen. Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa“ (Peter Hammer Verlag 2018). Seit 2020 liegt die italienische Übersetzung vor (Arance amare. Un nuovo volto della schiavitù in Italia, mimesis edizioni), seit 2023 die französische Übersetzung (Oranges amères. Un nouveau visage de l’esclavage en Europe, Raisons d’agir). 2019 erschien „Hungerlöhne, Slums, Illegalisierung: Ausbeutung in der globalen Lebensmittelproduktion“.
Gilles Reckinger lebt in Innsbruck und Esch-sur-Alzette/Luxemburg.

Eine Veranstalung der Flüchtlingshilfe Hamm e. V. und FUgE Hamm.
Mit der freundlichen Unterstützung des oikos-Instituts für Mission und Ökumene der Ev. Kirche von Westfalen sowie des Promotor*innen-Programms für interkulturelle Öffnung im Regierungsbezirk Arnsberg.