Freitag, 4. Juli 2025, 18.30 Uhr
Gerd-Bucerius-Saal im Heinrich-von-Kleist-Forum
Platz der Deutschen Einheit 1, 59065 Hamm
Der Eintritt ist frei.
Die Volkshochschule, Stadtbüchereien und FUgE Hamm laden zur Lesung „Die schlimmste Zeit meines Lebens“ mit Jihan Alomar ein, die am Freitag, 4. Juli 2025, 18.30 Uhr, im Gerd-Bucerius-Saal stattfindet.
Jihan Alomar ist eine der Überlebenden des Genozids an den Jesid*innen. Sie erzählt in ihrem Buch „Dankbarkeit“ von dem Martyrium, das sie als damals Zehnjährige erleidet, als der Islamische Staat in ihre Heimat im Nordirak einfällt und der Völkermord an den Jesid*innen einsetzt. Tausende von Jesiden wurden am 3. August 2014 durch einen Genozid in Schingal ermordet. Nach zehnmonatiger Gefangenschaft beim IS gelingt es Jihan Alomar, mit einem Teil ihrer Familie nach Deutschland zu fliehen.
Nach der Lesung sprechen Sebar Alpeso, in Hamm lebende Jesidin aus Schingal/Irak, und Marco Düsterwald, Direktor der VHS Hamm, mit Jihan Alomar über ihre leidvollen Erfahrungen in der Gefangenschaft und die Lage der Jesid*innen. „Auch wenn mir Unbeschreibliches in jungen Jahren passiert ist, denke ich, dass ich mich noch immer glücklich schätzen kann“, erzählt Jihan Alomar mit spürbarer Dankbarkeit.
Jihan Alomar und Sebar Alpeso reden darüber, wieso die Jesid*innen mit geschätzt 200.000 Menschen in Deutschland die größte Diaspora bilden. Die beiden erläutern dem Publikum, wie sie ihr Leben und ihre Religion in der neuen Heimat gestalten. „Schingal wurde für uns der Ort, in dem die Blumen verblühten, die Kindheit vernichtet, Türen verschlossen, Herzen gebrochen und Zöpfe abgeschnitten wurden. Unsere Geschichte nach diesem Tag ist verbunden mit Verlust, Kummer, Flucht, Suche nach sich selbst, aber nicht mit Resignation“, so Sebar Alpeso.
Mit der freundlichen Unterstützung des Fachpromotors für Eine Welt Engagement in der Migrationsgesellschaft.
AUDIO-AUFNAHME https://archive.org/details/Jesidinnen_berichten
von Claudia Wegener (radio continental drif)
01 Moderation VHS (Marcos Dusterwald)
02 Jihan Lesung – Gefangennahme
03 Moderation VHS
04 Sebar – Angriff der IS und Flucht
05 Moderation VHS
06 Jihan – Erinnerungen an Schingal
07 Sebar – Werte des Jesidentums
08 Moderation VHS
09 Jihan – Gefangenschaft und Befreiung
10 Moderation VHS
11 Sebar – Ankommen
12 Jihan – Heimat
13 Sebar – unsere Zukunft
14 Jihan – Zukunft
15 Moderation VHS
16 Einleitung und Vorstellungsrunde
IMPRESSIONEN
PRESSEBERICHT von Marco Düsterwald
Stilles Gedenken und klare Botschaften
Lesung mit Jihan Alomar bewegt Publikum in Hamm
Hamm, 5. Juli 2025 – Zahlreiche Besucherinnen und Besucher fanden sich am Freitagabend im Gerd-Bucerius-Saal des Heinrich-von-Kleist-Forums ein, um die Lesung „Die schlimmste Zeit meines Lebens“ mit Jihan Alomar zu erleben. Die Veranstaltung wurde von der Volkshochschule Hamm, den Stadtbüchereien und FUgE Hamm organisiert und stand ganz im Zeichen der Erinnerung an den Völkermord an den Jesid*innen sowie der persönlichen Geschichte einer Überlebenden.
Jihan Alomar las Passagen aus ihrem Buch „Dankbarkeit“, in dem sie ihre Erlebnisse als zehnjähriges Mädchen beschreibt, das die Gewalttaten des sogenannten Islamischen Staates im Nordirak überlebt hat. Die Zuhörerinnen und Zuhörer folgten ihren Worten in gespannter Stille. Trotz der Schwere des Themas sprach Alomar mit ruhiger Klarheit – eine Haltung, die viele Anwesende sichtlich berührte.
Im Anschluss an die Lesung folgte ein Gespräch, das von Marco Düsterwald, Direktor der VHS Hamm, moderiert wurde. Mit auf der Bühne war Sebar Alpeso, eine in Hamm lebende Jesidin, die ebenfalls aus Schingal kam. Beide Gesprächspartnerinnen gaben tiefere Einblicke in die Situation der jesidischen Gemeinschaft – sowohl in ihrer Heimat als auch in Deutschland. Besonders eindrücklich war Alpeso’s Schilderung von Schingal als einem Ort, „an dem die Blumen verblühten, die Kindheit vernichtet, Türen verschlossen, Herzen gebrochen und Zöpfe abgeschnitten wurden.“
Marco Düsterwald führte durch das Gespräch mit einer spürbaren Sensibilität für das Thema. Er betonte in seinem Beitrag die Bedeutung solcher Veranstaltungen für die politische Bildung in Hamm. „Jihan Alomar und Sebar Alpeso zeigen, wie persönliche Stärke, Erinnerung und Aufklärung zusammenwirken können. Sie sind Vorbilder darin, wie man schwierigste Erfahrungen in positives gesellschaftliches Engagement übersetzt“, so Düsterwald.
Der Abend machte deutlich, wie wichtig es ist, Räume für Austausch, Erinnerung und Verständigung zu schaffen. Die hohe Besucherzahl und die intensive Atmosphäre zeigten das Interesse an solchen Angeboten – und den Bedarf, über aktuelle und historische Erfahrungen von Gewalt und Flucht zu sprechen. Die Veranstaltung war ein Beitrag zu einer reflektierten und mitfühlenden Stadtgesellschaft.


