Bärbel Brune
In: FUgE-News Ausgabe 01/2024
Hafermilch, oder korrekt Haferdrink (Vegane Ersatzprodukte dürfen nach EU-Richtlinien nicht als Milch bezeichnet werden) ist eine gute Alternative zur Kuhmilch. Sie enthält kein Cholesterin, ist laktosefrei, enthält aber viele Ballaststoffe und Eisen und ist so bei einer Milcheiweißallergie und Milchzuckerunverträglichkeit empfehlenswert.
Außerdem ist die Produktion des Haferdrinks recht klimafreundlich: Für einen Liter werden nur 0,8 Quadratmeter Land verbraucht, bei der Kuhmilch sind es 9 Quadratmeter; nur 3,4 Liter Wasser werden benötigt, für ein Liter Kuhmilch sind 248 Liter Wasser nötig! Der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid zur Herstellung von Hafermilch hält sich ebenfalls in Grenzen, es ist etwa ein Viertel dessen, was bei der Kuhmilch anfällt. Allerdings wird die subventionierte Kuhmilch in den Supermärkten wohl etwas preiswerter sein.
Im Weltladen ist das vegane Hafermilchpulver in einer Papierdose für 9 Euro erhältlich. Das ist ein stolzer Preis, doch aus den 368 Gramm Pulver lassen sich mindestens 4 Liter Haferdrink herstellen, die einem die Schlepperei von vier Getränkekartons ersparen. Je nach Produkt und Einkaufsort zahlt man für einen Liter fertige Hafermilch einen Preis von 1,29 Euro bis 2,30 Euro. Das ist eine große Preisspanne und das faire Bio-Hafermilchpulver kann da locker mithalten.
Ein Blick auf die Zutaten zeigt, dass bei der fertigen Hafermilch immer Salz und Sonnenblumenöl hinzugefügt wird. Für das Hafermilchpulver hingegen wird ausschließlich reiner Vollkornhafer aus biologischer Landwirtschaft verwendet. Der Hafer kommt vorwiegend aus Deutschland.
Für die Herstellung wird der Hafer gemahlen , mit etwas Wasser vermischt, hinzugefügt werden Enzyme, die die wasserunlösliche Stärke im Hafer aufspalten und eine natürliche Süße ergeben. Der Haferbrei, der entsteht, wird gerührt, verbliebene Haferfasern werden entfernt, dann wird die Masse unter Einsatz von hohen Temperaturen zügig zu Pulver getrocknet (Sprühtrocknung). Der hohe Einsatz von Energie mag die Vorteile des Hafermilchpulvers schmälern, doch auch die flüssige Hafermilch, deren Herstellung in den ersten Arbeitsschritten ähnlich ist, wird zum Schluss erhitzt/sterilisiert, um eine gewisse Haltbarkeit zu gewährleisten. Gesamtuntersuchungen zum vergleichenden Energieverbrauch gibt es bislang noch nicht. Die Freiburger Manufaktur, die das Bio-Hafermilchpulver herstellt, benutzt ausschließlich Öko-Strom.
Unter dem Aspekt der Haltbarkeit punktet das Pulver: Es ist länger haltbar und lässt sich nach der Öffnung der Packung bei kühler Lagerung noch lange verwenden.
Der Energieverbrauch für den Transport ist auf jeden Fall deutlich geringer, da braucht es nicht einmal eine wissenschaftliche Untersuchung und die Länge des Transportweges spielt bei beiden Produkten eine Rolle.
Ein deutlicher Vorteil des Hafermilchpulvers liegt in der Verpackung. Leider hat die Freiburger Manufaktur das Pfandglas nicht mehr im Angebot. Nach eigenen Aussagen gab es Probleme mit dem Verschluss des Deckels. Und so wird das Hafermilchpulver in einer zu 95% recycelten Papierdose angeboten, die man in der Papiertonne für die Wiederverwertung entsorgen kann. Hier stehen der Papierdose vier Getränkekartons gegenüber, die man nur in den Gelben Sack werfen kann. Sicher, auch Hafermilch gibt es in einer Pfandflasche. Doch da kostet dann der Inhalt gleich bedeutend mehr.
Übrigens:
Hafermilch kann man aus Haferflocken und Wasser auch selber herstellen. Die Zugabe von Enzymen empfiehlt sich aber auch hier, da sonst der hergestellte Drink eher nach pürierten Haferflocken schmeckt. Einige Filme im Internet geben hierzu anschaulich Auskunft.
Den Geschmackstest besteht das Hafermilchpulver auch. Ein Löffel Pulver in den Becher Kaffee gerührt und es schmeckt einfach köstlich. Einfacher geht es wirklich nicht. Mit einem Esslöffel Hafermilchpulver und 100ml Wasser bekommt man leckere Hafermilch und mit etwas Nussmus kann man diese noch aufschäumen.
Also, unter all den genannten Aspekten überzeugt das faire Hafermilchpulver mit seinen ehrlichen Zutaten, einer transparenten Produktion, einer einfachen Anwendung, wenig Schlepperei und Müllvermeidung auf jeden Fall. Probieren Sie doch mal!