11.-20.11.2024: Vortragsreihe „Das Gesichte der modernen Sklaverei in Europa“

Mo., 11. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Aloysius-Kirche Iserlohn
Di., 12. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Erlöserkirche Kirche Attendorn
Mi., 13. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Otto-Reiffenrath-Haus Neukirchen/Siegerland
Do., 14. Nov. ´24, 18.30 Uhr, Kulturforum am Hafen in Buxtehude
Mo., 18. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Flüchtlingshilfe Hamm
Di., 19. Nov. ´24, 10.15 Uhr, Sankt-Franziskus-Berufskolleg Hamm
Mi., 20. Nov. ´24, 19.00 Uhr, VHS Ahlen
Der Eintritt ist frei.

Auf Einladung von FUgE Hamm und in Kooperation mit dem oikos-Institut für Mission und Ökumene der Ev. Kirche von Westfalen findet die o.g. Vortragsreihe „Das Gesichte der modernen Sklaverei in Europa“ mit Prof. Dr. Gilles Reckinger staat.

Dr. Reckinger forscht insbesondere über die Herkunft und Geschichte der Geflüchteten in Süditalien, die auf den dortigen Obst- und Gemüseplantagen beschäftigt werden. Viele der Erntehelfer sind Geflüchtete aus dem Nahen Osten und afrikanischen Ländern, die häufig über Lampedusa nach Europa kamen und Italien dann nie mehr verlassen konnten. Während der Asylverfahren stehen Geflüchtete in Italien buchstäblich auf der Straße – ohne Papiere und ohne Rechte. Die nahen Plantagen sind oft ihre einzige Chance auf einen Job. „Verachtet von der Bevölkerung, untergebracht in Slums aus Zelten und Containern und fern jeder medizinischen Versorgung pflücken viele der Geflüchtete 12 Stunden am Tag Orangen“, erklärt Dr. Reckinger. Durch seine Studien seit 2008 schildert Dr. Reckinger die unterschiedlichsten Fluchtgeschichten, die miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen, um das neue Gesicht der modernen Sklaverei aufzuzeigen. Dabei verdeutlichen seine Analysen den oft übersehenen Zusammenhang zwischen der zunehmenden Abschottungspolitik und der Verfügbarmachung von entrechteten Arbeitskräften.
Mo., 11. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Aloysius-Kirche Iserlohn
Di., 12. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Erlöserkirche Kirche Attendorn
Mi., 13. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Otto-Reiffenrath-Haus Neukirchen/Siegerland
Do., 14. Nov. ´24, 18.30 Uhr, Kulturforum am Hafen in Buxtehude
Mo., 18. Nov. ´24, 19.00 Uhr, Flüchtlingshilfe Hamm
Di., 19. Nov. ´24, 10.15 UhrSt.-Franziskus-Berufskoleg Hamm
Mi., 20. Nov. ´24, 19.00 Uhr, VHS Ahlen, siehe PM dazu HIER

Zum Referenten:
Prof. Dr. habil. Gilles Reckinger ist Ethnologe mit den Arbeitsschwerpunkten Migration, Prekarität und Europäisches Grenzregime. Er arbeitet als freier Wissenschaftler und Dozent an verschiedenen Universitäten und Hochschulen in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg und Italien, von 2013-2018 als Professor für Interkulturelle Kommunikations- und Risikoforschung an der Universität Innsbruck und von 2018-2023 als Rektor des Institut supérieur de l’économie in Luxemburg. Zudem ist er Privatdozent an der Universität Graz. Sein Buch „Lampedusa“ (Peter Hammer Verlag, 2013) erhielt den Bruno Kreisky Preis für das politische Buch. 2018 erschien „Bittere Orangen. Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa“ (Peter Hammer Verlag 2018). Seit 2020 liegt die italienische Übersetzung vor (Arance amare. Un nuovo volto della schiavitù in Italia, mimesis edizioni), seit 2023 die französische Übersetzung (Oranges amères. Un nouveau visage de l’esclavage en Europe, Raisons d’agir). 2019 erschien „Hungerlöhne, Slums, Illegalisierung: Ausbeutung in der globalen Lebensmittelproduktion“.
Gilles Reckinger lebt in Innsbruck und Esch-sur-Alzette/Luxemburg.
Mit der freundlichen Unterstützung des Promotor*innen-Programms für interkulturelle Öffnung im Regierungsbezirk Arnsberg.

IMPRESSIONEN aus dem Sankt-Franziskus-Berufskolle Hamm

IMPRESSIONEN aus der VHS Ahlen

Pressebericht:

Bittere Orangen als abendfüllendes Thema in der VHS Ahlen
Es ist erschütternd, wie Orangen geerntet werden, die in den Supermärkten und Discountern in den Regalen liegen. Eine ausführliche Beschreibung der Zustände bei der Ernte in Süditalien bekamen die rund 15 Gäste beim Vortrag von Prof. Dr. Reckinger am 20. November 2024 in der VHS Ahlen.
Sie bekamen einen Einblick in die dort vorherrschenden sklavenähnlichen Arbeitsverhältnisse.
In Italien werden Geflüchtete aus dem globalen Süden ohne Papiere und ohne Unterkunft gezielt in die Gemüse- und Obstregionen schickt. Die Bauern sind dankbar, dass gerade zur Erntezeit der Orangen die Geflüchteten als billige Tagelöhner für ca. 12 Euro und bis zu zweidrittel des Tages arbeiten. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten, überhaupt Geld zu verdienen. Sie schlafen in Plastikzelten, haben kein fließendes Wasser und keinerlei gesundheitliche Versorgung.
Sie verharren nicht selten bis zu 10 Jahre dort, da sie ohne Papiere weder nach Österreich noch in die Schweiz oder nach Deutschland kommen dürfen. Und ein Weg zurück in das Land, aus dem sie kommen, ist ihnen verwehrt. Macht- und hilflos harren sie mit vielen anderen in den Slums aus. Die Bilder dazu sind erschreckend. Die Arbeit ist alles andere als angenehm, denn mit der Kontrolle der Leistung hängt es zusammen, ob der Geflüchtete am nächsten Tag wieder ernten darf.
„Selbst wenn es mithilfe der Medien und der fairen Orangen punktuell etwas an der Situation ändert, sollten wir nicht müde werden, darauf aufmerksam zu machen“, sagte Burkhardt Engelke, Weltladen Ahlen. Wir können jedoch mit unserem Einkaufsverhalten, durch ein Gespräch mit dem Filialleiter*in oder einer Mail an den Abgeordneten*in den Zuständen etwas entgegensetzen. Fangen wir sofort damit an, ergänzt Engelke.
Der Weltladen in Ahlen bietet inzwischen schon im dritten Jahr faire Orangen an.

2024-11-28_Ahlener-Zeitung_Sklaven-in-Orangenernte