Blick auf das interkulturelle Eine Welt-Engagement im Frühjahr 2025

Von Marcos Antonio da Costa Melo
In: FUgE news 1/2025 zu lesen
unter https://fuge-hamm.org/2024/12/01/fuge-news-ausgabe-01-2025

Seit Januar 2025 bin ich nicht mehr als Interkulturpromotor im Regierungsbezirk Arnsberg unterwegs, sondern in ganz NRW als Fachpromotor für Eine Welt Engagement in der Migrationsgesellschaft zusammen mit meinem Kollegen Bunmi Bolaji von DARF aus Bochum.
Ilham Temsamani von der FSI Solingen und Serge Palasie vom Eine Welt Netz NRW bilden mit uns eine Einheit, die verschiedene interkulturelle Bildungsveranstaltungen und Projekte von migrantischen Selbstorganisationen (MSO/MDO) aus NRW unterstützt. Wegen Kürzungen auf der Bundes- und Landesebene wirken meine alten Interkulturpromotor* innen aus Bielefeld, Köln und Münster leider nicht mehr im Programm mit.
Weiterhin soll die Stelle über komplexe globale Zusammenhänge von Lebensstil, Ausbeutung und Flucht aufklären und setzt sich mit den Folgen des Kolonialismus, dem Rassismus und Hintergrund der wirtschaftlichen Schieflage zwischen den Ländern des Nordens und Südens auseinander. Dabei berücksichtigen wir die Perspektive von Geflüchteten und Zugewanderten, damit ein differenziertes Bild der Migration und Fluchtursachen entsteht.
Rückblick auf das Frühjahr 2025 Ich möchte folgende Ausstellungen, Filmforen und Vorträge hervorheben, die die neue Fachpromotorstelle im Frühjahr 2025 prägten:
=> Die Ausstellung „Von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft“, die vom 21. Januar bis zum 14. Februar in der VHS Hagen zu sehen war und unseren verschwenderischen Lebensstil reflektiert. Als Rahmenprogramm präsentierten Bunmi Bolaji (DARF) und ich am 29. Januar einen Ausschnitt des Films „Waste Land“ (2010) von Lucy Walker, der das Leben der Menschen auf der Müllhalde Jardim Gramacho in Rio de Janeiro dokumentiert. Im Mittelpunkt der Filmhandlung stehen die Müllsammler*innen (catadores de lixo), die zusammen mit dem weltberühmten Künstler Vik Muniz hochwertige Bilder gestalten, über ihre Lebenslage nachdenken und durch die Zusammenarbeit ihre Geschichte neu schreiben. Abschließend diskutierten wir mit rund 14 Interessierten über die Rolle der Wertstoffsammler* innen in den Ländern des Südens und die Folgen unseres Verbrauchs von Papier/ Zellulose, Plastik/Öl und Aluminium/ Bauxit im globalen Norden.
=> Die Gesprächsrunde „Haben Geflüchtete und Migrant*innen noch eine Zukunft in Deutschland?“, die wegen des Rechtsrucks im Vorfeld der Bundestagswahl am 12. Februar auf Initiative der Amnesty International Hamm im FUgE Haus stattfand. Ilham Temsamani gab einen kurzen Input in die Diskussion über den zerbrechlichen Zusammenhalt, ihre Erfahrung als Muslima und die neue Lage der migrantischen Community nach dem Messeranschlag im August 2024 in Solingen. Mit dabei waren Serge Palasie, Bunmi Bolaji und weitere Gäste aus Hamm.
=> Der Vortrag „EU-Mercosur-Abkommen: Wer profitiert hier eigentlich?“, der auf Initiative der Brasiliengruppe der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) und FUgE am 17. Februar stattfand. Prof. Antônio Andrioli, Bundesuniversität Südbrasiliens, berichtete darüber, dass das Abkommen Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen durch Gentechnik und Pestizide, Billigfleisch und Ethanol begünstigt. Er zeigte auch die Wege der ökologischen Landwirtschaft, die eine zentrale Rolle zur Überwindung solcher Handelsbeziehungen spielt.
=> Die erste von sechs Radiosendungen von Migrantinnen aus Hamm, die im Bürgerfunk auf Radio Lippewelle am 25. Februar ausgestrahlt wurde. Diese interkulturellen Hammer Interviews gibt es seit 2021, wurden von Claudia Wegener initiiert und berichten über Lebens- und Fluchtgeschichten der Hammer Migrantinnen. Sie erzählen über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Kulturen, ihre Erfahrungen im Arbeitsmarkt sowie über Fortschritte und Rückschläge im Austausch mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft.
=> Drei Veranstaltungen mit Serge Palasie, der am 13. März in der VHS Hamm über die Folgen der deutschen Kolonialaktivitäten referierte, am 27. März den Film „Der vermessene Mensch“ mit den Schüler*innen des Friedrich-List- Berufskollegs Hamm besprach und am 11. April im Gerd-Bucerius- Saal mit der Doku „Die Macht des Visums“ auseinandersetzte.

Darüber hinaus referierte ich im Rahmen der Südwind-Konferenz „Die Auswirkungen chinesischer Investitionen am Beispiel der BRICS, Ghana und Deutschland“ am 7. April im CVJM Düsseldorf über die wirtschaftliche Beziehung zwischen China und Brasilien. Die Konferenz hatte den Fokus auf die wirtschaftliche Übermacht und Folgen der Mega-Projekte Chinas auf den Globalen Süden. Nicht nur der technologische Transfer, sondern auch die Menschenrechtsverletzungen beim Bau von Hochspannungsleitungen, Solarparkwerken und der Elektroauto-Produktion standen im Mittelpunkt meiner Präsentation „China und Brasilien – Was eint die ungleichen Partner?“.
Nicht zuletzt sind zwei Events mit dem Journalisten Karl Rössel zu erwähnen, die am 18. April in Hamm stattfanden und sich mit einem vergessenen Kapitel der Geschichte befassten: Er eröffnete in der Pauluskirche die umfangreiche Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ für rund 40 Interessierte und um 18.30 Uhr berichtete er in seinem Vortrag „Unsere Opfer zählen nicht“ für 24 Personen über die Millionen Kolonialsoldaten aus Afrika, Asien und Ozeanien, die Europa vom Faschismus im Zweiten Weltkrieg befreiten.
Unter dem o. g. Gesichtspunkt referierte der Journalist Luís Carlos de Oliveira am 7. April für rund 20 Gäste über die Rolle Brasiliens im Zweiten Weltkrieg, als über den vergessenen Alliierten.

Ausblick
Gespannt blicken wir auf das Fachforum Globales Lernen „Verlernen, um neu zu Lernen – Welche Pers – pektiven fehlen uns?“ im Juni bei NUA in Recklinghausen, die Film – besprechungen „Der vermessene Mensch“ im September in Hagen und die NRW-Vortragsreihe mit Gilles Reckinger zur modernen Sklaverei im Süden Europas.
Mehr zu den Angeboten und Veranstaltungen der Fachpromotor – stelle für Eine Welt-Engagement in der Migrationsgesellschaft unter https://fuge-hamm.org/portfolio/interkultur-arbeit-im-rb-arnsberg
Das Interkulturellen Promotor*innen-Programm wird von der Landesregierung NRW gefördert.