Als lokale Aufgabe für Mensch, Natur & Stadtgesellschaft
Tobias Garske und Wilma Großmaas, Stadt Hamm
In: FUgE news 1/2025 zu lesen
unter https://fuge-hamm.org/2024/12/01/fuge-news-ausgabe-01-2025
Die Klimakrise ist längst vor unserer Haustür angekommen. In Hamm sind die Folgen spürbar: heiße Sommer, Starkregen, Trockenperioden. Diese Entwicklungen betreffen nicht nur die Umwelt, sondern auch das gesellschaftliche Miteinander, die Gesundheit der Menschen und die Gestaltung unserer Stadt. Doch wie kann eine Stadt wie Hamm konkret auf die Herausforderungen reagieren? Die Antwort lautet: mit einer klugen, sozial gerechten und ökologisch wirksamen Anpassung an den Klimawandel.
Lokale Verantwortung ernst nehmen
Da der Klimawandel negativen Einfluss auf Mensch und Natur hat, ist eine Anpassungsstrategie notwendig. Für die Stadt Hamm hieß es, zuerst die Voraussetzungen zu analysieren, zu bilanzieren und hinsichtlich von Extremwetterlagen zu werten, um Planungsempfehlungen ableiten und später auch umsetzen zu können. Im Jahr 2021 hat der Rat der Stadt Hamm das Klimafolgenanpassungskonzept beschlossen. Es ergänzt das bereits 2015 verabschiedete integrierte Klimaschutzkonzept. Während sich dieses vor allem auf die Reduzierung von Emissionen konzentrierte, nimmt das neue Konzept die konkreten Auswirkungen des Klimawandels in den Blick. Eine der Maßnahmen: „Beantragung von Fördermitteln für ein Klimaanpassungsmanagement“, um das Konzept in die Tat umzusetzen und das sperrige Wort „Klimafolgenanpassung“ mit Leben zu füllen. Seit März 2022 nimmt sich Wilma Großmaas dieser Aufgabe an. „Ich will, dass Hamm auch in zehn, zwanzig, dreißig Jahren noch eine lebenswerte Stadt ist. Dafür müssen wir bereits heute die Weichen stellen“, so Großmaas. „Meine Stelle ist im Klima-Team des Umweltamts angesiedelt. Ich sehe meine Aufgabe darin, alle in Hamm für das Thema zu sensibilisieren und Taten zu ergreifen: von Gesundheit, Stadtplanung über Soziales und Bau.“
Wasser halten statt ableiten
Im Westen Hamms, in der Sandbochumer Heide, hat die Stadt gemeinsam mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) über 200 alte Entwässerungsgräben geschlossen. Ziel ist es, das Regenwasser länger im Wald zu halten – damit es in trockenen Zeiten zur Verfügung steht. Schon jetzt zeigt sich: Kleine Gewässer führen wieder mehr Wasser, Bäume erholen sich, die Schwammfunktion des Waldes wird gestärkt. Ein Beispiel dafür, wie gezielte Eingriffe die Natur widerstandsfähiger machen können.
Auch im urbanen Raum wird das Schwammstadtprinzip angewendet. Übergeordnetes Ziel ist es, Regenwasser nicht einfach abzuleiten, sondern es in der Stadt zu halten: in bepflanzten Flächen, auf begrünten Dächern oder durch entsiegelte Böden. Das Wasser wird für trockene Perioden gespeichert, verdunstet langsam, sorgt für Kühlung – und kann bei Starkregen die Kanalisation entlasten. Im Hammer Norden finanziert das Land NRW gemeinsam mit Emschergenossenschaft und Lippeverband das Förderprogramm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft. Maßnahmen, wie Dach- und Fassadenbegrünung, verbessern das Mikroklima und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Hitzeschutz in der Stadt. Doch auch wer nicht im Hammer Norden wohnt, kann seit Januar 2025 Fördermittel für Schwammstadt-Maßnahmen beantragen. Dies geht über die Förderung „ELKA – Emscher-Lippe Klima. Anpassung“. Zusätzlich gibt es in Hamm seit 2021 definierte Standards für neue Bebauungspläne, sie heißen Klima-Standards. Darin stehen unter anderem Vorgaben zur Dachbegrünung, zur Gestaltung von befestigten Flächen mit luftund wasserdurchlässigem Material und eine helle Farbgestaltung der Fassade (Erhöhung der Albedo).
Gesund bleiben trotz Hitzewelle – Hamm plant voraus
Doch nicht nur Starkregen und Trockenheit stellen Hamm vor Herausforderungen. Die zunehmende Zahl heißer Tage bringt ganz eigene Risiken mit sich. Hitzewellen treffen nicht alle gleich. Ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden besonders. Während Maßnahmen wie Dachbegrünung und entsiegelte Flächen das Mikroklima verbessern, braucht es zusätzlich gezielte Strategien, um die Stadt auf extreme Hitzeereignisse vorzubereiten. 87 % der Teilnehmenden der Hammer Hitzeumfrage im Herbst 2024 fühlen sich durch die zunehmende Hitze belastet. Hamm reagiert deshalb mit einem Hitzeaktionsplan, der aktuell erarbeitet wird. Eine der Maßnahmen: eine Karte der kühlen Orte, bei der Bürger:innen zukünftig selbst mitwirken können. Sie zeigt öffentlich zugängliche Orte in Hamm, die an heißen Tagen als kühle Rückzugsorte dienen können, z.B. Parks, schattige Plätze, Wasserflächen oder angenehm kühle Innenräume wie Kirchen oder Bibliotheken. Am 24. Juni 2025 von 10.00 bis 12.00 Uhr können sich alle Interessierten auf dem Marktplatz vor der Pauluskirche zum Thema Hitze informieren und die „Karte der kühlen Orte“ mitgestalten.
Gemeinsam für ein gerechtes Morgen
Für ihre ganzheitliche Strategie und ihre bisherigen Erfolge wurde die Stadt Hamm beim European Climate Adaptation Award (ECA) 2024 mit Silber ausgezeichnet. Das zeigt: Hamm übernimmt Verantwortung – fachlich fundiert, transparent und mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft. Was Hamm aktuell tut, reicht über Technik oder Planung hinaus: Es geht um Gerechtigkeit gegenüber heutigen und kommenden Generationen, um den Schutz der verletzlichsten Gruppen in unserer Stadt und um eine lebenswerte Umwelt für alle. Klimafolgenanpassung ist keine abstrakte Aufgabe – sie ist konkret, lokal, und sie beginnt genau hier.
Mehr Informationen unter www.hamm.de/klima
Informationen zum Förderprogramm ELKA unter https://www.klima-werk.de/klimafoerderung/elka-emscherlippe-klima-anpassung
