Dienstag, 9. September 2025
um 11 Uhr im Käthe-Kollwitz-Berufskolleg und
um 18 Uhr in der Villa Post der VHS Hagen
Der Eintritt ist frei.
Serge Palasie, Fachpromotor Entwicklungspolitische Bildungsarbeit Fokus Afrika – Eine Welt Netz NRW.
Nach der Einführung von Serge Palasie, bei der er auf die Besonderheiten der deutschen Kolonialzeit eingeht, wird eine Kurzversion (47 Minuten) des Spielfilms (2022) von Lars Kraume vorgeführt.
Es geht um das deutsche Verbrechen an Herero und Nama in der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“, heute Namibia. Eine Delegation der Hereros und Namas, die anlässlich der „Deutschen Kolonial-Ausstellung” Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin zu Besuch ist, hofft vergeblich, mit dem Kaiser über ihre missliche Lage unter der deutschen Kolonisation und den Raub ihres Landes zu sprechen. Im Mittelpunkt steht aber der Ethnologie-Doktorand Alexander Hoffmann, der im Zuge des blutigen Vernichtungskrieges durch das Land reist. Vor Ort wird er Zeuge der zahlreichen Kriegsgräueltaten und macht sich dann nicht nur moralisch mitschuldig. So willigt er ein, seinem Professor in Berlin Schädel und Skelette von toten Herero zum Zwecke der Forschung zuzusenden.
Bei der Nachbesprechung mit Marcos A. da Costa Melo, Fachpromotors für Eine Welt Engagement in der Migrationsgesellschaft, diskutieren wir über die Perspektive der Täter im Film, den Widerstand der Herero und Nama und die Folgen des Kolonialismus für das Land.
Abschließend stellen wir einen Bezug zur Gegenwart her, um rassistische Bilder, Stereotypen sowie diskriminierende Erzählformen entgegenzuwirken.
Serge Palasie studierte Afrikanistik, angloamerikanische sowie iberisch- und lateinamerikanische Geschichte in Köln und befasst sich in seiner Arbeit mit den globalen Folgen des transatlantischen Sklavenhandels. Palasie publizierte unter anderem Texte über Migration in und über Westafrika, die Rolle der afrikanischen Diaspora in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit oder Moderne Sklaverei. Er ist Kurator u.a. der Ausstellungen „Schwarz ist der Ozean“ und „Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne? Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit“.
Mehr zu Palasie unter www.einewelt-promotorinnen.de/promotorinnen/serge-palasie
Eine Veranstaltung von FUgE Hamm in Kooperation mit AllerWeltHaus Hagen.
Mehr Infos zum Spielfilm unter https://www.zeroone.de/movies/der-vermessene-mensch
Mit der freundlichen Unterstützung des Fachpromotors für Eine Welt Engagement in der Migrationsgesesllschaft.
Bei der Begrüßung bedankte sich Claudia Eckhoff im Namen von AllerWeltsHaus, Eine-Welt-Netz und FUgE Hamm für das Interesse von rund 38 Schüler*innen des KKBK Hagen, die den Spielfilm „Der vermessener Mensch“ von Lars Kraume den Spielfilm „Der vermessener Mensch“ von Lars Kraume mit Marcos da Costa und Serge Palasie dann sehen und besprechen. Wegen der Brutalität der Handlung und der begrenzten Zeit wurde anstatt 116 Minuten eine Kurzversion von 47 Minuten gezeigt. „Der vermessener Mensch“ wurde im Februar 2023 in Berlin uraufgeführt. Lars Kraume ist mit der Produktion von historischen Spielfilmen u.a. »Der Staat gegen Fritz Bauer« oder »Das schweigende Klassenzimmer« sehr bekannt.
Die Handlung des Films basiert auf dem Roman Morenga von Uwe Timm aus dem Jahr 1978 und zeigt die Perspektive der Täter der deutschen Kolonialzeit im heutigen Namibia. Wenige Dokus und Videos gibt es über diese Zeit und noch weniger über den Widerstand der Herero und Nama, so Marcos da Costa.
Serge Palasie betont, dass der Spielfilm uns dabei hilft, die Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit voranzutreiben. Schätzungen zufolge wurden bis zu 100.000 Herero und Nama getötet oder in den sicheren Tod in der Wüste getrieben. Ein Großteil der Überlebenden wurde ihres Landes enteignet.
Die Landnahme der deutschen Kolonialzeit wird im Film nur begrenzt behandelt. Große weiße Farmer besitzen heute noch 60 bis 70 Prozent des fruchtbaren Bodens des Landes.
Der Verein Schwarze Filmschaffende e.V. kritisiert Kraume, da „anti-Schwarze, rassistische Bilder, Tropen, Stereotypen und diskriminierende Erzählformen“ reproduziert werden. Zudem wird der Genozid am Volk der Nama marginalisiert und mit einem kolonialen Blick verfilmt. (Wikipedia)
Durch den Film erkennt man jedoch, welch unfassbares Leid Rassismus und Überlegenheitswahn anrichten. Die Kolonialgeschichte Afrikas ist langer nicht vorbei. Alte Kolonialstrukturen bestehen im Kontinent weiterhin, so Palasie.
Nach der Filmvorführung im KKBK bekommen Marcos da Costa und Serge Palasie eine Stadtführung zur Kolonialzeit in Hagen durch Pascal Pusch, ehemals Kollege von Fabian Fechner an der Fernuni, und heute Europabeauftragter der Stadt Hagen.
Vor der Filmbesprechung in der VHS Hagen, zu der rund 10 Personen kamen, traffen die Referenten u.a. Claudia Pempelforth und Claudia Eckhoff.
