21.01.2016: Flucht, Migration und Rechtsextremismus in Deutschland

Donnerstag, 21. Januar 2016, 19.30, VHS Hamm
Vortragsreihe: FLUCHT UND RASSISMUS
Referent: Prof. Dr. Andreas Zick, Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Uni Bielefeld (IKG).
Moderation: Dr. Karl A. Faulenbach
Der Eintritt ist frei.

Im Mittelpunkt des Abends steht die Frage: Wie kann man auf Fremdenfeindlichkeit reagieren und wie begegnet man dem Rechtsextremismus in Deutschland wirkungsvoll? „Überfremdungsängste“ sind eher ein Anzeichen für Vorurteile und weniger ein Indikator für reale Ängste, sagt Dr. Zick. Auch wenn man selbst glaubt, keine oder nur wenige Vorurteile zu haben, so haben doch Stereotype einen großen Einfluss auf unser Denken und Handeln. Die Ausbreitung von Vorurteilen gegenüber Geflüchteten, Migranten, Muslim/innen, Homosexuellen oder Arbeitslosen gibt Aufschluss darüber, wie es um den Willen der Menschen zu gegenseitiger Akzeptanz und Anerkennung steht.
Zudem weisen einseitige Erkenntnisse der Globalisierung, alltägliche Diskriminierung und die Erfolge rechtspopulistischer Bewegungen in Europa auf das fragile Demokratieverständnis hin. Von Vorurteilen geprägte menschenfeindliche Einstellungen wie Rassismus und Antisemitismus dienen zur Legitimation von Gewalt gegen Minderheiten und Schwache.
Die Vortragsreihe findet in Koop. mit Amnesty International – Gruppe Hamm, dem Verein zur Förderung von Jugend, Kultur und Bildung in Hamm, Jugendlichen ohne Grenzen, der Flüchtlingshilfe, dem Hammer Geschichtsverein und der VHS Hamm statt.
2016-01-21_Andreas-Zick-in-HammRund 200 Interessierte zum Vortrag „Flucht, Migration und Rechtsextremismus in Deutschland“ kamen zum Start der Reihe am 21. Januar 2016 in der VHS Hamm.
Kurzbericht zum Vortrag von Prof. Dr. Andreas Zick, Leiter des IKG der Uni Bielefeld:
Prof. Zick erklärte zum Beginn des Vortrags die Gründe unseres häufig trügerischen Selbstbildnisses: „Ich gehe auf andere unvoreingenommen zu und stehe Fremden offen gegenüber“. Vorurteile gegenüber Frauen, Geflüchteten, Migranten, Muslim/innen, Homosexuellen, Obdachlose, Arbeitslosen und Menschen mit Handicaps, sind je nach Alter, Bildungsniveau, Einkommensgruppe und sozialer Herkunft unterschiedlich ausgeprägt. Darüber hinaus gibt es eine Aus- und Abgrenzung jener, die angeblich nicht zum Nutzen des Standorts Deutschland beitragen.
In einer repräsentativen Umfrage von 2011 in einer deutschen Großstadt stimmten 36% der Befragten den Satz zu: “Bettelnde Obdachlose sollten aus den Fußgängerzonen entfernt werden.” Danach ging er auf die Hintergründe der Fremdenfeindlichkeit und des Rechtsextremismus etwa mit dem NSU (Nationalsozialistischen Untergrund), der PEGIDA-Bewegung und der Entstehung der AfD ein. „Überfremdungsängste“ sind eher ein Anzeichen für Vorurteile und weniger ein Indikator für reale Ängste, so der Konfliktforscher.
Er stellte dann fest, dass die Meinungen über eine vermeintliche Überfremdung besonders dort verbreitet sind, wo interkulturelle Kontakte fehlen. Abschließend plädierte Prof. Zick für eine emanzipative Erziehung, die Rassismus und Rechtspopulismus engagiert entgegenwirkt und die Demokratie, Solidarität und Gewaltlosigkeit stärkt.

Die Vortragsreihe FLUCHT UND RASSISMUS wird von Engagement Global, Servicestelle NRW, aus EPIB-Mitteln gefördert.
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