15.03.2019: Erstes Vernetzungstreffen der Fairtrade-Towns aus dem Kreis Soest

FTT-Hamm-Soest-Feb-2019Freitag, 15. März 2019, 16-19 Uhr
Rathaussaal Lippstadt
Lange Straße 14, 59555 Lippstadt
Auf  Einladung von FUgE Hamm und der Steuerungsgruppe Lippstadt
fand am 15. März 2019 das Erste Vernetzungstreffen der Fairtrade-Towns aus dem Kreis Soest statt. Dabei waren Akteure des Fairen Handels und Mitglieder der Steuerungsgruppen aus Erwitte, Geseke, Lippetal, Lippstadt, Soest, Warstein und Werl. Den Input für das Vernetzungstreffen gibt Manfred Holz, Fairtrade Ehrenbotschafter.
Ablauf:
16.00 Uhr Begrüßung:
=> Bürgermeister Christof Sommer, Lippstadt
16.15 Uhr Input „Fairtrade-Town-Kampagne und Stadtmarketing“:
=> Manfred Holz, Fairtrade Ehrenbotschafter
17.00 Uhr Rückfragen und Diskussion
=> Moderation: Elisabeth Nieder (FUgE Hamm)
17.30 Uhr Imbiss mit Austausch
17.45 Uhr „Von anderen lernen“:
=> Präsentation von Aktionen der Teilnehmenden und Austausch:
Die Steuerungsgruppen möchten die Highlights/Wünsche/Sorge ihrer Stadt/Kommune mittels Stellwand/Plakat in jeweils fünf Minuten vorstellen.
18.45 Uhr Abschluss- und Feedbackrunde
=> Moderation: Marcos A. da Costa Melo, Eine-Welt-Promotor (Hamm/Hellweg), dacostamelo@fuge-hamm.de, Tel. 02381-41511
19.00 Uhr Ende der Veranstaltung
Im Rahmen des Promotor*innen-Programms für Eine Welt
 

Zusammenfassung des FAIRnetzugstreffens Fairtrade Towns Kreis Soest
Von Marcos A. da Costa Melo
Über 32 Akteure aus der Verwaltung, Weltläden und Steuerungsgruppen der Fairtrade-Towns aus Erwitte, Geseke, Lippetal, Lippstadt, Soest, Warstein und Werl nahmen daran teil.
Nach der Begrüßung durch Lippstadts-Bürgermeister Christof Sommer referierte Manfred Holz, Gründungsmitglied von Fairtrade Deutschland und Fairtrade-Ehrenbotschafter. Er berichtete darüber, wie die Fairtrade-Towns-Kampagne dazu beitragen kann, den Fairen Handel aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.
Fairtrade-Town-Kampagne und Stadtmarketing
Die Fairtrade-Towns-Kampagne bringt Akteure aus Handel, Politik und Zivilgesellschaft zusammen und fördert das Bewusstsein für fairen Konsum auf kommunaler Ebene. In 36 Ländern weltweit gibt es inzwischen über 2.000 Fairtrade-Towns. Mit Erwitte Januar 2019 bekamen wir die 581. Fairtrade Town in Deutschland und die 137. in NRW. Die Fairtrade-Towns-Kampagne, 800 Weltläden und 20.000 Gastrogeschäfte machen möglich, dass immer mehr Konsumenten sich Gedanken machen, woher unsere Luxus-Produkte kommen, unter welchen Umständen sie produziert wurden und wie wir durch unseren Einkauf die Welt gerechter gestalten können. Allein durch Fairtrade-Verkäufe in Deutschland wurden 2017 1,3 Mrd. Euro umgesetzt. Umgerechnet gibt jeder Deutsche im Jahr 17 Euro für Fairtrade-Produkte aus. In Niederland und Österreich sind es über 30 Euro. In der Schweiz sind es 75 Euro. Also es gibt noch Luft nach oben. Es macht uns Mut zu erfahren, dass jeder vierte Rose aus dem fairen Handel kommt und der Marktanteil des Fairtrade-Kaffee bei fünf Prozent liegt.
Einige Firmen haben diese Vorzüge des Fairen Handels erkannt, berichtete Holz: „Seit die DB Fairtrade-Produkte in ihrer Gastronomie anbietet, genieße ich den Kaffee in vollen Zügen.“ Auch wenn es nicht zu 100% geht, ist das Ziel der Weg der Kampagne.
Wir lassen niemanden im Abseits stehen
Bezüglich des fairen Beschaffungswesens in Deutschland berichtet Holz, dass Bund, Länder und Gemeinde jedes Jahr für über 400 Mrd. Euro und die christliche Kirchen 60 Mrd. einkaufen. Es werden hier leider nur selten ökologische und sozial gerechte Kriterien berücksichtigt. Viele Städte wie Bonn und Dortmund befassen sich damit, wie sie über den Kaffee und Zucker hinaus die faire Beschaffung durch den Einkauf von Verköstigung, Arbeitskleidungen, Büroausstattung, fairen Sportbällen, Pflaster- und Grabensteinen erhöhen, da wir niemanden im Abseits stehen lassen möchten.
Mit dem fairen Handel und der Fairtrade-Towns-Kampagne machen wir den Konsumenten klar, dass ausbeuterische Kinderarbeit in den Produktionsprozessen verhindert und partizipative Produktionsstrukturen etwa durch Kooperativen gefördert wird. Wir stärken somit die Position von Kleinbauernorganisationen und Plantagenarbeitern und machen strukturelle Armut sichtbar. In diesem Zusammenhang sagt Holz: „Es ist nicht wichtig, wie viele wir wissen, sondern wie viele es wissen.“
In seinem Fazit sagt Manfred Holz: Unfaire Handelsbeziehungen und Armut treffen leider oft die Menschen am meisten, die uns Tag für Tag den Tisch decken: Kleinbauern und Beschäftigte, die uns mit Kaffee, Kakao, Bananen, Tee, Reis und vielen weiteren Produkten versorgen. Wenn wir mit diesem Ansatz ungerechte Handelbeziehungen entgegenwirken, bekämpfen wir Elend und verhindern nicht zuletzt Fluchtursachen. Der faire Handel ist jedoch kein Allheilmittel gegen alle Ungerechtigkeiten der Welt.
Holz begeisterte somit die Teilnehmenden durch einen lebendigen Vortrag, voller Anekdoten und pragmatischer Beispiele etwa durch die Beteiligung am Weltladentag und der fairen Woche und Organisation Events wie faire Frühstücke mit MdBs, MdLs, Kreisrat, Stadtrat oder Schützenkönige.

Von anderen lernen
Die Akteure der Steuerungsgruppen aus dem Kreis Soest stellten dann vor, wie sie die Kriterien der Kampagne erfüllten, welche Highlights es gab, was für Aktionsformen sich etablieren und welche Sorge sie heute haben.
In Erwitte zeigte sich die Kampagne vor der Auszeichnung am 6. Januar 2019 insbesondere auf dem Wochenmarkt, durch Kochaktion oder Angebote zum Weltgebetstag der Frauen.
In Geseke waren die Präsentkörbe in der Adventszeit, die Filmvorführung „Der Preis der Mode“ und der Geseker Kaffee die Highlights.
In Lippetal machten die Akteure auf die Kampagne durch die faire Fahrradtour, Kochaktion mit VHS und mit Firmlingen sowie durch die Äthiopische Kaffeezeremonie auf sich aufmerksam.
In Lippstadt war die Kampagne durch die LP Schokolade, die Auszeichnung der Fairtrade-Schools und Faire KITAs sowie die Weihnachtsaktionen besonders wirksam.
In Soest fand die Kampagne mit einem Vortrag zur Specksteingewinnung in Kenia und weitere Events in Koop. mit dem Bioladen Lebensgarten und dem Alten Schlachthof statt.
In Werl bekam die Kampagne erst ab 2015 Schwung mit fairen Events in Grundschulen, bei der Fitnessmesse in der Stadthalle, beim Fest der Kulturen und auf dem Weihnachtsmarkt.
In diesem Zusammenhang wies Manfred Holz auf die positive Wirkung der Fairtrade-Bierdeckel, der Coffee-Day-Aktion und der Einbindung von lokalen Prominenten hin, die an einem Fairen Frühstück oder im Rahmen der Fairen Woche mitwirken können.
Warstein-Belecke, faire Gemeinde des Bistums Paderborn, ist besonders erfolgreich auf dem Weihnachtsmarkt mit fairen Getränken und dem Coffee Shop auf dem Wochenmarkt.
Fazit
Die Arbeitsweise der Akteure gehen in sehr unterschiedliche Richtung, wie man oben lesen kann: einige organisieren Vorträge und Schulaktionen, andere setzen den Schwerpunkt auf Infostände und Kulinarisches rund um den fairen Handel. Sie sprachen auch darüber, wie sie mit dazu beigetragen, dass Kindergärten für den Titel Faire-KITA oder Schulen für den Titel Fairtrade-School stark gemacht werden.
Einige Teilnehmende definieren ihre Aktivitäten anhand des Jahresprogramms der Stadt, z.B. Stadtlauf, Fest der Kulturen oder Bauernmarkt. Einige Akteure heben hervor, dass während der Kampagne Aktionen etwa durch den Einsatz des Glücksrades oder Umfragen zum Fairtrade-Siegel und zu bestimmten Produkten sehr positiv auf Passanten und Kindern wirkten.
Die Teilnehmende eint der Wunsch, das Thema Fairen Handel stärker in der Bevölkerung sowie in der Spitze von Verwaltung und Politik zu verankern. Als nächster Schritt nahmen sich einige vor, das Thema Faire Beschaffung im Beschaffungswesen zu integrieren. Die Sorge bleibt die Schwierigkeit der Erneuerung der Gruppen, da es selten passiert, dass junge Leute dazu kommen.
Die Probleme auf dem Weg zum Titel Fairtrade-Town waren oftmals die Gleichen. Besonders schwierig ist es wohl, Restaurants für dieses Projekt zu gewinnen.

Literaturempfehlung von Manfred Holz:
=> BAD BOYZ BALLFABRIK e.K.: BÄLLE.FAIR! => www.badboyzballfabrik.com
=> FAIRER HANDEL UND FAIRE BESCHAFFUNG auf kommunaler Ebene, Faltblatt HIER
=> „Darf’s ein bißchen fair sein?“ Strategien für Faires Handeln:
– Konsum mit Zukunft – Fair gehandelte Bananen
– Faire Kamelle – Auch der Prinz macht mit
– Alles Banane – Ein Kinderaktionstag für Grundschulen
– Den Ernst des Lebens fairsüßen – Schultüten mit fairem Inhalt
– Wenn schon teilen, dann richtig – Fair gehandelte St. Martinstüten
– Faire Fußbälle für Neusser Verein – Eine Aktion nach Schneeballprinzip
– Ein Plakat sagt mehr als viele Worte
– Umfrage-Aktionen mit Kopiervorlagen. Siehe Auswahl HIER
=> Zu den neuesten Entwicklungen im Kreis Soest siehe die FUgE news 2/2018 HIER


Im Rahmen des Promotorenprogramms NRW

Mit der freundlichen Unterstützung von Fairtrade Deutschland