Montag, 28. November 2022, 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr
CVJM Hamm, Ostenwall 79, 59065 Hamm
Referent: Prof. Antonio Andrioli, UFFS/Stipendiat von Brot für die Welt
Begrüßung: Martina Kiel, Brasiliengruppe der AbL NRW
Moderation: Uwe Hartmeier, Brasiliengruppe der AbL NRW
Die aktuelle globale Ernährungskrise und Lebensmittelversorgung in den Ländern des globalen Südens spitzen sich mit der Klimaerwärmung und nach der russischen Invasion in der Ukraine weiter zu. Russland und die Ukraine haben einen Anteil von rund 30% am weltweiten Mais- und Weizenangebot und von über der Hälfte des weltweiten Angebots an Sonnenblumenöl. Afrika und Asien sind die wichtigsten Abnehmer der landwirtschaftlichen Erzeugung der Ukraine. Zwischen 2016 und 2021 gingen mehr als die Hälfte (58%) aller Weizenausfuhren nach Asien und 34% nach Afrika. Vgl. https://www.consilium.europa.eu/de/policies/food-security-and-affordability/#cause
Nach dem Ausbruch des Krieges wurde die Abhängigkeit von Lebensmittelimport in den Ländern des globalen Südens in der Öffentlichkeit sichtbarer.
Auch in Brasilien verschärft sich die Ernährungskrise vor allem nach der Amtsenthebung von Dilma Rousseff 2016 und besonders mit der Regierung Bolsonaros. Armut und Hunger kehren in den Alltag des Landes zurück, als Folge der exportorientierten Landwirtschaft (v.a. der Soja-Monokultur), Entwaldung im Cerrado (Savanne), aber auch wegen der Brände in Amazonien, Übergriffe auf indigene Territorien, Vertreibung der kleinbäuerlichen Betriebe und Zunahme des Einsatzes von Pestiziden und chemischen Düngemitteln.
Die internationale Struktur des Agrobusiness und die globalisierte Landwirtschaft mit der industrialisierten Lebensmittelproduktion der USA, Europas aber auch China spielen eine zentrale Rolle bei dem Verlust der Ernährungssouveränität weltweit. Über die Wege zur Überwindung dieser zerstörerischen Lebensmittelversorgung referiert Prof. Antonio Andrioli, der u.a. auf die Bedeutung der Agrarreform und ökologischen Landwirtschaft in Lateinamerika eingeht.
Siehe PM HIER => 2022-11-28_PM_Wege-zur-Ernaehrungssouveraenitaet-in-Brasilien-und-weltweit.pdf
Antônio Andrioli ist Buchautor und Philosoph. Er promovierte 2006 in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Osnabrück. Seit 2009 ist er Professor für Agrarökologie und nachhaltige ländliche Entwicklung an der Bundesuniversität Fronteira Sul (UFFS ) im Süden Brasiliens. 2015 bis Mitte 2019 war er Vizepräsident der UFFS. Von 2011 bis 2017 war er Mitglied der Nationalen Technischen Kommission für Biosicherheit (CTNBio) und arbeitete als Spezialist in der Studiengruppe für Agrobiodiversität mit. Prof. Andrioli erhielt 2020 den Bayerischen Naturschutzpreis für sein herausragendes Wirken im Natur- und Umweltschutz vom BUND Naturschutz.
Im Rahmen des FUgE-Projekts „Globale Gerechtigkeit neu denken“, das von Engagement Global im Auftrag des BMZ gefördert wird, und des Promotor*innen-Programms für interkulturelle Öffnung im Regierungsbezirk Arnsberg, das im Auftrag der Landesregierung NRW durchgeführt wird.
