06.03.2015: Klimaschutz und Energiewende in NRW – Wunsch oder Wirklichkeit?

Ankündigung

Freitag, 6. März 2015, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, macht eine kritische Bestandsaufnahme der Energiepolitik in Deutschland. Im Anschluss diskutiert er mit dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD im Landtag, Rainer Schmeltzer, über die Energiewende in NRW und die Notwendigkeit einer großen Transformation der Energieproduktion sowie des Energieverbrauchs. Dr. Messner referiert zu Beginn über die WBGU-Studie „Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“. Eintritt: 4,00 Euro

Bericht

„Die Große Transformation“

Wie kann die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzt werden? Mit dieser Frage hat sich der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WGBU) befasst und für die hierzu notwendigen Veränderungen den Begriff „Die Große Transformation“ geprägt.

v.l.n.r.: Prof. Dr. Dirk Messner, Rainer Schmeltzer, Marcos da Costa und Johannes Auge.

v.l.n.r.: Prof. Dr. Dirk Messner, Rainer Schmeltzer, Marcos da Costa und Johannes Auge.

Der Vorsitzende des WGBU, Prof. Dr. Dirk Messner vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, hat am Freitag auf Einladung des Forums für Umwelt und gerechte Entwicklung dieses Konzept in der Volkshochschule Hamm etwa 40 Teilnehmern vorgestellt. Warum kann das bisherige Wachstumsmodell nicht fortgeführt werden? Messner verweist hierzu einerseits auf die prognostizierte Zunahme der Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen bis 2050 und auf das Wachstum der globalen Mittelschicht. Andererseits seien die Belastungsgrenzen der Erde in mehrfacher Hinsicht erreicht oder überschritten. Neben dem Artensterben werde dies vor allem beim Klimawandel deutlich. Aus dem international anerkannten Ziel der Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius ergebe sich ein bestimmtes Volumen an Treibhausgasen, das bis 2050 noch emittiert werden kann. Bis 2070 sollte der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger global vollzogen sein. Die Energiewende sei also ein zentraler Baustein der Großen Transformation.

Kann die Große Transformation gelingen? Der Referent nennt fünf Gründe, warum sie glücken sollte: Die benötigten Techniken seien verfügbar, der finanzielle Aufwand sei mit 1,5 bis 2,5 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung tragbar, ein Wertewandel in Richtung Nachhaltigkeit habe eingesetzt, es existierten globale Wissens-Netzwerke und die Große Transformation habe positive Nebeneffekte. So sei es für China wichtig, mit dem Klimawandel auch den Smog in den Megastädten zu bekämpfen. Ein gewaltiges Hemmnis ist der geringe Preis für Kohle. „Die Schwierigkeit liegt nicht so sehr in den neuen Gedanken, als in der Befreiung von den alten.“

Den Bogen von den globalen Herausforderungen zu den konkreten Maßnahmen auf Landesebene schlug Rainer Schmeltzer, stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion im NRW-Landtag. Mit dem 2013 verabschiedeten Klimaschutzgesetz habe NRW eine Vorreiterrolle eingenommen. Eine zentrale Rolle spiele die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), also die Nutzung der Abwärme aus den Elektrizitätswerken zur Heizung und Warmwasserbereitung. Schmeltzer bekräftigte das Ziel der Landesregierung, bis 2020 den Anteil von KWK-Strom auf 25 Prozent zu steigern.

Johannes Auge, Geschäftsführer der B.A.U.M. Consult, moderierte die engagierte Diskussion, in der zwar die Notwendigkeit der Großen Transformation nicht infrage gestellt wurde, wohl aber deren Umsetzbarkeit. Müssen wir nicht auf Konsum und Wirtschaftswachstum verzichten, um die Ressourcen zu schonen? Für Prof. Messner steht der begrenzten Belastbarkeit des Planeten die unbegrenzte Innovationsfähigkeit des Menschen gegenüber.