24.04.2020: FUgE zum Jahrestag von Rana-Plaza

Trauriger Jahrestag im Schatten von Corona – Ein Artikel von Margot Bell
Hamm, 24. April 2020
(Sprecherin der Steuerungsgruppe Fairtrade-Town Lippstadt und FUgE-Mitglied)
Heute vor sieben Jahren stürzte in Bangladesch die Textilfabrik Rana Plaza ein. 1.135 Menschen starben. Das Unglück vom 24. April 2013 lenkte die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf die katastrophalen Produktionsbedingungen unserer Kleidung. Hierzu gehören unterdurchschnittliche Löhne ebenso wie lange Arbeitstage, ungeschützter Umgang mit Chemikalien und fehlender Brandschutz. Das Unglück verdeutlichte einmal mehr, dass Näherinnen zu den schwächsten Gliedern in der Lieferkette unserer Produkte zählen.
Das weltweite Entsetzen nach der Katastrophe von Rana Plaza 2013 und der daraus entstehende Druck der Öffentlichkeit führte dazu, dass viele der betroffenen Unternehmen Geld in einen Entschädigungsfond einzahlten und bereit waren, arbeitsrechtliche Standards in den Produktionsketten besser zu kontrollieren. Dennoch setzten sich dies nicht global durch. Die Produktionskosten führten später dazu, dass Firmen in Länder abwanderten, wie zum Beispiel in afrikanischen oder auch in osteuropäischen Ländern. Diese Erfahrung zeigt, dass höhere Standards in den Arbeitsbedingungen in einzelnen Ländern nur zu einer Verlagerung der Probleme führen. In einer globalisierten Welt bedarf es gleicher Standards zum Schutz von Menschen und Umwelt.
Nun trifft die Covid-19-Pandemie die Menschen am Anfang der Lieferkette mit voller Wucht. Gerade in den Ländern, die massenhaft Textilien nach Europa und in die USA exportieren, sind die Folgen der Krise fatal. Besonders in der Textilbranche haben Zulieferer in Südostasien mit stornierten Lieferaufträgen zu kämpfen. Gleichzeitig nehmen Auftraggeber in vielen Fällen die bereits fertiggestellte Ware nicht mehr ab. Die Zulieferer bleiben so auf den Produktionskosten sitzen. In der Krise können sie nun die Näherinnen nicht weiterbezahlen. Gestützt wird diese Beobachtung auch von Human Rights Watch. Viele Arbeiter stürzt das in die Existenznot. So sind allein in Bangladesch bereits über eine Million Arbeiter entlassen worden. Laut Human Rights Watch widerspricht dieses Verhalten der Textilunternehmen den menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten, wie sie die Vereinten Nationen definiert haben. So liegt es in der Verantwortung der Unternehmen, menschenrechtliche Risiken zu identifizieren, Gegenmaßnahmen einzuführen und umzusetzen. Unternehmen, die Aufträge ersatzlos stornieren und bereits produzierte Ware nicht bezahlen, setzen sich nicht mit Risiken auseinander, sondern lassen ihre Zulieferer im Stich.
In Europa erhalten viele Menschen in Krisenzeiten staatliche Unterstützung. In vielen Ländern des Globalen Südens gibt es oft keinerlei soziale Absicherung. Diese globale Krise können wir nur gemeinsam meistern, wenn Unternehmen entlang ihrer gesamten Lieferkette Verantwortung übernehmen. Es reicht nicht aus, dass sich einige Unternehmen freiwillig um die Achtung der Menschenrechte in ihren Lieferketten bemühen. Es braucht gesetzliche Vorgaben.

Weitere Informationen und Online-Petition für ein Lieferkettengesetz unter www.lieferkettengesetz.de

V.i.S.d.P.:
Marcos A. da Costa Melo, Interkulturpromotor für den Regierungsbezirk Arnsberg
FUgE Hamm