01.12.2020: Digitalisierung fördern – Eine-Welt-Kompetenzen stärken

Digitalisierung fördern – Eine-Welt-Kompetenzen stärken: FUgE-Bildungsangebote nun auch digital
Guilherme Miranda
FUgE-News Ausgabe 03/2020

Auch wenn dieses Pandemie-Jahr verheerende Folgen für Mensch und Wirtschaft hinterlassen wird, hat es auch viele Anschübe in neue Richtungen hinsichtlich unseres Denkens und Handelns geliefert. Der Prozess der Digitalisierung gehört zu den Themen, die fast alle Lebensbereiche betreffen. Gerade in den Alltagswelten von Schulkindern und Jugendlichen, den sogenannten digital natives, ist das Leben ohne den dauerhaften Einsatz von Informations- und Telekommunikationssystemen kaum denkbar. Diese Technologien haben viele Vorteile und oftmals auch das Leben der Menschen um einiges einfacher gemacht. Gerade bei der Nutzung dieser Medien gibt es viele Aspekte zu bedenken: Datenschutz, -macht und -souveränität, Gesundheit, Digitale Gefälle, Falschmeldungen. In der Digitalisierung stecken also Vor- und Nachteile. Sie fordert uns als Gesellschaft heraus, die Fortschritte mit einem kritischen Blick zu verfolgen und gleichzeitig die anstehenden Aufgaben in die Hand zu nehmen. Vor diesem Hintergrund macht sich FUgE auf den Weg, einige der Bildungsangebote zu digitalisieren. Wir sind uns sicher, dass in der entwicklungspolitischen Bildung, der Perspektivenwechsel auch vor dem Bildschirm funktionieren kann.

Rohstoffwunder Handy
Für den Auftakt gibt es kaum ein passenderes Thema als eines, bei dem es um die unverzichtbare Grundlage dieses Prozesses geht. Unsere erste digitalisierter Unterrichtseinheit „Rohstoffwunder Handy“ greift genau unsere Lieblingselektronik zur Veranschaulichung der Wertschöpfungskette eines solchen Gerätes auf. Angefangen bei den einfachsten Taschenrechnern, LED-Lampen bis hin zu Autos, IT-Systemen in Schulen und Büros oder ganze smart Homes: Elektrogeräte sind überall in unserem Alltag. Und das Smartphone ist mittlerweile für die meisten Menschen ein unverzichtbarer Begleiter. Im Jahr 2019 wurden allein in Deutschland ca. 22 Millionen Smartphones verkauft. Nach einer Befragung von Bikom, dem Unternehmensverband der digitalen Wirtschaft, lagen im Jahr 2018 in den deutschen Schubladen, Schränken und Kartons ca. 124 Millionen alte ungenutzte Handys herum. Ca. 110 Millionen Geräte sind angemeldet. Diese Zahlen verdeutlichen jedoch nur die Oberfläche des enormen Bedarfs an Rohstoffen zur Herstellung all dieser Produkte. Sie zeigen auch nicht, wie es mit Umwelt- und Sozialstandards entlang der Produktionskette aussieht. Um das vor Augen zu führen und den ökologischen Rucksack der Geräte besser zu verstehen wurde die Unterrichtseinheit „Rohstoffwunder Handy“ entwickelt, nun auch mit einer digitalen Option.

Reiser einer Jeans
Eine weitere Unterrichtseinheit wird auch digitalisiert und ab 2021 verfügbar sein. Der Workshop „Die Reise einer Jeans“ behandelt die Produktionskette einer Jeanshose vom Baumwollfeld bis in den Kleiderschrank unter Berücksichtigung der Arbeitsschritte und des Ressourcenverbrauch. Die Jeans steht hier exemplarisch für Kleidung allgemein, für uns mehr als nur ein praktischer Schutz vor Kälte oder Nässe, sondern auch Ausdruck unserer Persönlichkeit. Und so schnelllebig unsere Zeit ist, so schnelllebig ist auch die Mode: Fast Fashion ist hier das Stichwort. Es bedeutet, dass die Mode von heute, eigentlich schon die Mode von gestern ist. In der Folge muss Kleidung billig sein und auch auf Haltbarkeit wird keinen Wert gelegt. Doch die Produktion billiger und schneller Kleidung hat leider keine guten Folgen für Menschen und Umwelt in der Herstellung. In diesem Workshop zeigen wir, dass es auch anders geht.

Umsetzung der digitalen Einheiten
Methodisch gestalten wir den Vormittag abwechslungsreich und setzen auf Gruppenarbeit, Interaktionen und Diskussionen im Plenum. Mit Hilfe von Tablets werden den Schüler*innen z. B. Kurzfilme und Spiele, aber auch Texte und Bildmaterial zur Verfügung gestellt. Ein/e Multiplikato*in von FUgE moderiert die Veranstaltung und steht für Rückfragen zur Verfügung. Durch die interaktiven Tools, Diskussionen und auch analogen Gruppenspiele wird die Wertschöpfungskette eines Smartphones bzw. einer Jeanshose nachvollzogen. Der ökologische Rucksack und die Arbeitsbedingungen in der Produktion werden durch verschiedene Methoden vermittelt. Am Ende der Unterrichtseinheit wird diskutiert, welche Handlungsmöglichkeiten die Jugendlichen haben, um den ökologischen Rucksack kleiner zu gestalten und ob es möglich ist auch auf die Arbeitsbedingungen Einfluss zu nehmen. Die Einheiten können rein digital, als Präsenzveranstaltung oder in hybrider Form (digital und Präsenz) von geschulten Multiplikato*innen durchgeführt werden. Bei den rein digitalen Workshops können die Multiplikato*innen die Aktivitäten entweder vor Ort in der Schule durchführen oder via zoom von außen begleiten, sodass während des Workshops alle in der Klasse auf ihren Plätzen sitzen bleiben können.

Da es sich nicht sicherstellen lässt, dass alle Schulen oder Schüler*innen über die passende Infrastruktur verfügen bzw. deren Internetverbindung eine ungestörte Aktivität erlauben, wird die hybride Möglichkeit angeboten – dabei wird ein Teil des didaktischen Materials inklusive bis zu fünf Tablets zur Verfügung gestellt. Der hybride Workshop sollte im besten Fall auf mehrere Termine verteilt werden: in einem ersten kurzen Termin vor Ort in der Schule trägt der/die Multiplikato*in einen thematischen Einstieg vor. Der inhaltliche Hauptteil des Workshops wird von Zuhause oder in der Schule als selbständige Gruppenarbeit umgesetzt. Das Arbeitsmaterial wird zur Verfügung gestellt. Eine Abschlussdiskussion mit den Multiplikato*innen kann entweder virtuell oder wieder vor Ort stattfinden. Die Form der Durchführung soll in Absprache mit der Lehrkraft je nach Möglichkeit besprochen werden.

Mit diesen Unterrichtseinheiten soll bei den Teilnehmenden das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit dem eigenen Konsum geschärft werden. Am Ende der Einheit werden nachhaltige Handlungsoptionen erarbeitet und bestenfalls plant die Klasse schon die nächste Aktion, wie sie das Gelernte umsetzen können. Dazu gibt es zahlreiche greifbare Beispiele an Aktionen, die die Klasse oder die Schule gemeinsam erreichen kann. FUgE kann auf Wunsch die Umsetzung eines solchen Projekts auch kurz- oder mittelfristig begleiten.

Die Unterrichtseinheit ist für Schüler*innen ab Klasse 7 geeignet und dauert 180 Minuten.
Kosten: 1 Euro pro Schüler*in
Anmeldung unter: fuge@fuge-hamm.de

Dieses Projekt wird von Engagement Global mit Mitteln des BMZ gefördert.