Freitag, 9. Dezember 2016
FUgE-Büro, Widumstr. 14, Hamm
Im Rahmen des Projekts „Energieproduktion aus Steinkohle und die Folgen für Kolumbien“ verabschiedete FUgE, seine Resolution zu Energie aus Steinkohle.
Siehe diese FUgE-Resolution hier
Ein breites Bündnis aus Organisationen und Verbänden der katholischen und evangelischen Kirche hatte vom 13. Oktober bis zum 28. November 2015 die Aktion „Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“ durchgeführt.
Der Pilgerweg machte auf die klimapolitischen Herausforderungen im Vorfeld des 21. UN-Klimagipfels in Paris aufmerksam. Dabei wurden „Kraftorte“ und „Schmerzpunkte“ besucht und in medienwirksamen Veranstaltungen aufgezeigt, wo noch intensivere Bemühungen auf politischer, gesellschaftlicher und individueller Ebene notwendig sind.
=> Wesentliche Ursache für den Klimawandel ist der immense Verbrauch fossiler Energie wie Kohle, Erdöl und Gas. Darunter ist Kohle mit Abstand am klimaschädlichsten. Kohlekraftwerke sind für einen großen Teil des weltweiten Ausstoßes von klimaschädlichem Kohledioxid (CO₂) verantwortlich.
=> Die Folgen des Klimawandels treffen heute schon besonders Menschen in armen Ländern, die selbst am wenigsten dazu beigetragen haben. Dürren, Stürme und Überschwemmungen nehmen zu.
=> Menschen verlieren ihr Hab und Gut, Trinkwasser wird knapp, Ernten werden vernichtet, die Preise für Nahrungsmittel steigen. Armut und Hunger verschärfen sich. Die Verfeuerung von Kohle setzt große Mengen giftiger Schadstoffe frei und gefährdet auch in Deutschland die Gesundheit der Bevölkerung.
Hinzu kommen die zum Teil katastrophalen Folgen des Abbaus von Kohle im Tagebau in Lieferländern wie z.B. Kolumbien: Umwelt- und Landschaften werden massiv weitflächig und dauerhaft zerstört. Die Rekultivierung ist oft mangelhaft.
Der lokalen Bevölkerung droht Umsiedlung und Repression. Kleinbauern werden fruchtbare Böden und Wasserquellen genommen. Abbau und Transport der Kohle verursachen eine immense Feinstaubbelastung. Für unsere Stromversorgung zerstört der Kohleabbau die Lebensgrundlage der einheimischen Bevölkerung.
=> Klimagerechtigkeit bedeutet somit Klimaschutz und gerechte Teilhabe an den natürlichen Lebensgrundlagen unserer Welt, vor allem für die Menschen des Südens.
Als Etappen auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit schlagen wir vor:
1. Kohleausstieg einleiten
Die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels sind nur zu verhindern, wenn die Durchschnittstemperatur maximal um 2° C gegenüber dem vorindustriellen Niveau ansteigt.
Damit diese kritische Schwelle nicht überschritten wird und wichtige Schritte in Richtung auf die vom letzten G7-Gipfel beschlossenen „Dekarbonisierung“ eingeleitet werden, halten wir folgende Maßnahmen für geboten:
=> Abschalten der besonders klimaschädlichen Braunkohle-kraftwerke sowie der ältesten CO₂-intensiven Kohlekraftwerke in den nächsten Jahren,
=> Einleitung eines vollständigen, langfristigen Ausstiegs aus der Kohle, der 2050 abgeschlossen sein sollte,
=> Ausbau der Energie-versorgung auf 100 % erneuerbarer Energien.
Beim schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung ist der damit verbundene Strukturwandel für die Beschäftigten und Regionen abzufedern und Jobs in alternativen Bereichen zu schaffen.
Die mit dem Ausstieg aus der Kohle verbundenen Kosten sind von den Verursachern der Emissionen und nicht von den Steuerzahlern und Verbrauchern zu tragen.
2. Lebensgrundlagen in Lieferländern erhalten
Das in Hamm betriebene und völlig überdimensionierte Kohlkraftwerk bezieht Steinkohle in großen Mengen aus Kolumbien. Abbau und Transport der Kohle zerstört dort die Lebensgrundlage von Tausenden Einheimischen. Der Kohleabbau in Kolumbien entspricht weder sozialen noch ökologischen Kriterien und die Abbaubedingungen können keinesfalls als „fair“ bezeichnet werden. Das belegen zahlreiche Dokumente und Berichte staatlicher Behörden in Kolumbien, der UN, kirchlicher Organisationen, lokaler indigener Bevölkerungsgruppen und von Nichtregierungsorganisationen.
Zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung bei Trianel und der STEAG gehören für uns:
=> die genaue Offenlegung der Lieferketten,
=> eine umfassende Respektierung aller gesetzlichen, nationalen und internationalen Auflagen in den Bereichen Menschenrechte, Umwelt, Steuern, Arbeitsbelange, Beziehungen zu Gemeinschaften,
=> die Durchführung unabhängiger Audits und Kontrollen für die Lebens- und Arbeitsbedingungen; die Beteiligung lokaler Gruppen, Gewerkschafter, Vertreter der Beschäftigten an den Überprüfungen,
=> die Veröffentlichung aller Berichte über die effektive Anwendung von Menschenrechtsstandards, Umweltpolitiken und Beziehungen zu den Gemeinschaften.
3. Öffentliche und private Finanzierung der Kohleförderung beenden
Die staatliche Förderung von Kohleprojekten wird oftmals als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt. Entwicklungsländern soll damit Zugang zu Energie verschafft und Armut bekämpft werden. Fossile Kraftwerke laufen dem Klimaschutz zuwider und blockieren den Ausbau erneuerbarer Energien. Zudem geht der Kohlebergbau mit der Zerstörung der Umwelt, mit Verletzung der Menschenrechte und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen einher.
Von der Bundesregierung fordern wir daher:
=> Die öffentliche Finanzierung von Kohlekraftwerken und Projekten zum Abbau und Transport von Kohle ist zu stoppen und stattdessen der Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern.
Darüber hinaus werden alle privaten und öffentlichen Investoren (Pensionsfonds, Banken, Versicherungen etc.) aufgefordert, ihr finanzielles Engagement in Kohle abzubauen (Unterstützung der Divestment- Bewegung). Die meisten fossilen
Brennstoffe müssen im Boden bleiben, wenn das Zwei-Grad-Ziel nicht gefährdet werden soll. Weltweit müssen 80 % der Kohle, 50 % der Gas- und 30 % der Ölreserven im Erdboden verbleiben.
Die fossilen Vorräte der Arktis dürften komplett nicht genutzt werden. Die Divestment-Bewegung kann dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen.
4. Finanzielle Zusagen für Klima-Hilfen an arme Länder halten und ausbauen
Die Industrieländer haben den Entwicklungsländern eine finanzielle Unterstützung bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen und bei der Anpassung an die klimatischen Veränderungen in Höhe von 100 Mrd. US-Dollar pro Jahr bis 2020 zugesagt. Die Klimafinanzierung ist damit auch Teil einer gerechten Lastenverteilung im globalen Klimaschutz und begründet sich aus der unterschiedlichen Verantwortung für das Verursachen des Klimawandels und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Länder.
=> Daher fordern wir von Bund, Kommune und Stadtwerke, dass sie ihren fairen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung leisten. Dazu werden die bereitgestellten Mittel aus Deutschland ansteigen müssen; sie sollten außerdem zusätzlich aufgebracht werden und nicht mit privaten Investitionen verrechnet werden können.
Dr. Karl A. Faulenbach, Vorsitzender von FUgE
Marcos A. da Costa Melo, Geschäftsführer und Eine-Welt-Promotor (Hamm/Hellweg)
Vorstand: Matthias Eichel, Renate Brackelmann, Michael Thon, Erhard Sudhaus
Im Rahmen des FUgE-Bildungsprojektes „Energieproduktion aus Steinkohle und die Folgen für Kolumbien“.