01.01.2020: Rückblick auf die Interkulturarbeit 2019 im RB Arnsberg

Rückblick auf Interkulturarbeit im zweiten Halbjahr 2019 im Regierungsbezirk Arnsberg
Von Marcos Antonio da Costa Melo

Seit dem 1. Juli 2019 deckt FUgE durch Marcos A. da Costa Melo als Interkulturpromotor den Regierungsbezirk Arnsberg ab. So ist er für den Ennepe-Ruhr-Kreis, Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis, Kreis Olpe, Kreis Siegen-Wittgenstein, Kreis Soest, Kreis Unna, Hagen und Hamm zuständig. Interkulturpromotoren/innen gibt es auch im Regierungsbezirk Detmold, Düsseldorf, Köln, Münster und im Ruhrgebiet.

In diesen Vernetzungsstellen unterstützt das Programm die interkulturelle Öffnung, das Engagement der Migranten-, Flüchtlings- und Hilfsorganisationen, berät Akteure bei der Gründung von Migrantenselbstorganisationen (MSOs) und informiert diese über den Ansatz der UN-Entwicklungsziele (SDGs – Sustainable Development Goals).

Das Interkultur-Programm verfolgt zwei zentrale Ziele:
1. Stärkung der Akzeptanz und des Engagements der Migranten-, Flüchtlings- und Hilfsorganisationen in der Gesellschaft. Die entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit u.a. zu globalen Hintergründen von Flucht und Migration sind hier von großer Bedeutung.
2. Einbindung von Geflüchteten und Eingewanderten in die Eine-Welt-Arbeit. Die Geflüchteten und Migranten treten öffentlich als Akteure und Protagonisten von Aktivitäten auf und vermitteln ein differenziertes Bild der Hintergründe von Flucht und Migration.
Die zentralen Aufgaben der Vernetzungsstellen für Interkultur sind:
=> Organisation von Bildungs- und Fortbildungsangeboten zu Flucht, Migration und Interkultur
=> Durchführung von öffentlichen Informations-, Diskussions- und Kulturveranstaltungen
=> Entwicklung von Modulen für interkulturelle Schulprojekte sowie Ausstellungen und Publikationen
=> Zusammenführung von Strukturen des Eine-Welt-Programms mit den Migrantenselbstorganisationen (MSOs)

Ansatz
Praktisch geht es darum, dass der Interkulturpromotor Marcos da Costa Melo im RB Arnsberg mit seiner Tätigkeit zur interkulturellen Öffnung der deutschen Gesellschaft durch engagierte Migranten und Geflüchteten beiträgt. Im Mittelpunkt stehen die Beratungsarbeit, Schulprojekte, Vortragsreihe und Filmvorführungen. Somit soll die Vernetzung von Migranten und Geflüchteten mit Eine-Welt-Akteuren, kirchlichen und nichtkirchlichen sowie städtischen Strukturen vorankommen.
Das Interkultur-Programm ist ein Modellprojekt, das von der Landesregierung NRW in Kooperation mit dem Eine Welt Netz NRW und der Engagement Global gGmbH im Juli 2017 initiiert wurde.

Rückblick auf ausgewählte Interkultur-Aktivitäten im zweiten Halbjahr 2019

Nach einer Vermittlung des Interkulturpromotors veranstaltet Yes Afrika Hamm am 15. November den Vortrag „Wo landet unser Plastikmüll?“ mit Guilherme Miranda (Geograph/FUgE-Bildungsreferent). Mittels Kurzfilme berichtete der Referent über die Folgen des Plastikmülls für Menschen und Umwelt hier und weltweit.
Abschließend diskutierten 13 Gäste leidenschaftlich über die Auslagerung von sozialen und Umweltproblemen in die Länder des globalen Südens. Sie setzten sich mit der Verantwortlichkeit der Verbraucher/innen sowie der Regierungen in Europa und in den Ländern des globalen Südens auseinander. Sie sprachen dabei auch über Rolle der afrikanischen Diaspora auch durch ihre Familienangehörigen und Freunden in der Aufklärungsarbeit vor Ort.

Auf Initiative des Interkulturpromotors u.a. in Kooperation mit CVJM, FUgE Hamm und dem Kommunalen Integrationszentrum Hamm fand am 7. November die Vorführung und Diskussion des Films „Afro.Deutschland“ statt. Katharina Kühn (Multikulturelles Forum), Serge Palasie (Eine Welt Netz) und Emmanuel Thethika (Yes Afrika) sprachen über Alltag-Rassismus mit ca. 53 Gästen. Nach der regen Diskussion darüber, wie man Rassismus wahrnehmbar macht, gab es ein Fazit: „Wenn weiterhin Köpfe und Potenziale aufgrund von Vorbehalten und Diskriminierung ungenutzt bleiben, spielt man mit der Zukunftsfähigkeit Deutschlands“.

Am 10. Oktober 2019 organisierte der Interkulturpromotor in Kooperation mit Flüchtlingshilfe und VHS Hamm einen Interviewabend zu Simbabwe und Kamerun. Die afrikanischen Protagonistinnen berichteten über ihr Leben in Hamm und ihrem Herkunftsland. Sie waren u.a. mit folgenden Fragen konfrontiert: Welche Unterschiede fallen ihnen zwischen den Welten auf? Was schätzen sie hier und dort? Welche positiven und negativen Überraschungen haben sie und ihre Familien erlebt? Dank der guten Moderation von Claudia Wegener und Benjamin Bender lernten die ca. 40 Gäste die Familien, die Lebensweise und die komplexen gesellschaftlichen Zusammenhänge der afrikanischen Protagonistinnen näher kennen.

Am 9. Oktober 2019 fand im Rathaus Unna in Kooperation mit dem Netzwerk Faire Metropole Ruhr ein Workshop zu Fairer Beschaffung und Kinderarbeit in der Sportballindustrie u.a. mit dem Interkulturpromotor und Muhammad Waqas aus Pakistan statt. Die 21 Vertreter/innen der Fairtrade-Steuerungsgruppe Unna suchten mit den Inputs Wege zur Umsetzung des fairen Einkaufs auf kommunaler Ebene. Muhammad Waqas, der aus Sialkot/Pakistan, der Hauptstadt der Sportbälle, kommt, berichtete darüber, dass acht von zehn handgenähten Fußbällen aus seiner Heimat kommen. „Es sind über 40 Millionen Fußbälle, die hier im Jahr hergestellt werden.
Ohne ausbeuterische Kinderarbeit wäre es kaum möglich“, so Muhammad. Bis zu seiner Flucht nach Europa 2015 hat er als Kind, zwischen seinem 9. bis 14 Lebensjahr, zu Hause und in den Fußballfabriken genäht. Nach einer elf Monate langen Odyssee zu Fuß kam er im Sommer 2015 in Deutschland an. Seit 2018 ist er bei FUgE als Referent zu Pakistan und Kinderarbeit ehrenamtlich aktiv.

In Kooperation mit dem Elisabeth-Lüders-Berufskolleg zeigte der Interkulturpromotor am 1. Oktober 2019 den . Nach der Filmvorführung „Wir gehen immer leise“ berichtete der Referent und Filmmacher Keith Hamaimbo (Welthaus Bielefeld) über die Entstehung des Films 2016 und den Hintergrund der Interviews mit den verschiedenen Protagonisten aus verschiedenen Nationen, die in Bielefeld arbeiten und leben. Herr Hamaimbo führte dann einen Workshop mit Erfahrungsberichten der teilnehmenden Schüler/innen zu Alltagsrassismus und Fluchtursachen. Es gab zuletzt Anstöße zur Reflexion, wie wir im eigenen Umfeld für das Problem sensibilisieren und Diskriminierung entgegenwirken können.

Am 10. September 2019 fand ein Abend mit Lyrik und Prosa aus Deutschland, Syrien und Afghanistan statt. U.a. trugen Zahra Behzadpour, Mahmoud Ez Aldin, Shinwar Melli, Suheil Kadery, Masoumeh Hosseini und Mohibullah Hoschang ihre Lieblingsgedichte in ihren jeweiligen Landessprachen vor. Die ausgewählten Texte zu Liebe und Kultur wurden in Arabisch, Dari, Deutsch und Kurdisch mit traditioneller Musik und Köstlichkeiten der Protagonisten des Abends vorgestellt. Dabei wurden die Hintergründe der Gebräuche und Natur der jeweiligen Länder vertieft und diskutiert.

Im Rahmen des CVJM-Meetings „Fremde treffen und Freunde finden“ stellte der Marokkaner El Almani Yassine am 25. Juli 2019 seine Kunstwerke „Das zweite Leben des Metallschrotts“ aus. Es sind Schreibtischlampen, die u.a. zu Tauchern, Fotografen, Fußballspielern oder Gärtnern werden. Bei der Eröffnung der Ausstellung berichtete er über seinen Weg nach Hamm sowie darüber, wie er auf die Idee kam, E-Schrott zu Kunstobjekten zu machen. Im Vorfeld der Veranstaltung präsentierte Yassine im Rahmen des Repair-Cafés seine Objekte und belebte die Werkstatt „Reparieren statt Wegwerfen“ am 20. Juli im CVJM Hamm.