27.01.2023: Musa Deli – Die Herausforderungen der Integration

Freitag, 27. Januar 2023, 18.00 Uhr
Mercure Hotel, Neue Bahnhofstraße 3, 59065 Hamm
Moderation: Jenny Heimann
DER EINTRITT IST FREI!

Autorenlesung
„Zusammenwachsen – Die Herausforderungen der Integration“
Im letzten Jahr war das 60-jährige Jubiläum des Anwerbeabkommens Deutschland Türkei. Wo stehen wir heute?
Musa Deli zeigt, wie sehr auch die dritte Generation noch von der Migration geprägt ist, und wie es besser laufen könnte. Die deutsche Gesellschaft hat längst ein internationales Gesicht. Und doch fragen sich viele angesichts von jubelnden Erdogan-Fans in Köln oder protzenden migrantischen Jugendlichen in dicken Autos, ob die Integration wirklich gelungen ist.
Musa Deli kennt die Sorgen, Probleme und Hoffnungen der Deutschtürken von seiner Arbeit als Sozialpsychologe in Köln wie kaum ein anderer.
An diesem Abend erzählt Musa Deli aus persönlicher wie allgemeiner Sicht die Geschichte der drei Generationen der Migranten in Deutschland. Ganz nebenbei liefert er im Gespräch eine ebenso hellsichtige wie mitreißende Analyse der Lebenswirklichkeit in Deutschland in ihren verschiedenen Facetten. Siehe Plakat hier => 2023-01-27_Plakat_Lesung_Musa_Deli
Der Eintritt ist frei.
Organisation der Veranstaltung: Kommunales Integrationszentrum
Sandra Godau-Geppert, Tel.: 02381 175046, E-Mail: sandra.godau-geppert@stadt.hamm.de
Eine Veranstaltung des Netzwerks rassismuskritischer Arbeit in Hamm: Kommunales Integrationszentrum (KI) Hamm, FUgE, Werkstadt für Demokratie und Toleranz, Multikulturelles Forum, AWO und Zentrum für systemische Schulberatung (ZESS).
Mit der freundlichen des Promotor*innen-Programms für interkulturelle Öffnung im Regierungsbezirk Arnsberg und im Auftrag der Landesregierung NRW.

Kurzbericht aus der FUgE-News-Ausgabe 01/2023
Musa Deli – Die Herausforderungen der Integration jenny-heimann+musa-deli

Bei dieser Autorenlesung las Autor Musa Deli gar nicht. Im Gespräch mit Moderatorin Jenny Heimann und später in der Diskussion mit den Zuhörern in einem gut besuchten Saal des Mercure-Hotels wurden aber die Inhalte seines Buchs deutlich. Das beschäftigt sich mit der Integration türkischer Arbeitsmigranten und trägt den Titel „Zusammenwachsen – Die Herausforderungen der Integration“.
Thema waren die Arbeitsbedingungen vor 40 oder 50 Jahren: Nur die gesündesten türkischen Arbeiter „durften“ nach Deutschland zum Arbeiten kommen – nach dem Arbeitsleben aber waren viele besonders schwer krank. Thema war die Lebenslüge der Migranten, die da lautete: Wir kehren irgendwann zurück. Thema war auch mangelnde Integration – es gab keine Sprachkurse, und kaum einer der Einwanderer wollte oder konnte die deutsche Sprache lernen. Man blieb unter sich.
Und vor allem: Bildung. Musa Deli, 1982 in Köln geboren, hatte nach der Grundschule eine Gymnasiumsempfehlung – und wusste das gar nicht. Er ging zur Realschule – und nach fünf Wochen wurde er wieder weggeschickt: „Das schaffst du nicht“. Er lernte einen Handwerksberuf, entschloss sich dann aber, das Abitur nachzuholen, später studierte er Sozialwissenschaften und leitet heute das Gesundheitszentrum für Migranten in Köln und das Sozialpsychiatrische Kompetenzzentrum Migration. Ständiger Begleiter seiner Laufbahn war der Satz: Das schaffst du Migrantenkind nicht.
Er schaffte es. Seine These: Integration ist nicht nur ein Angebot, sondern eine Pflicht. „Wer es bewusst ablehnt, die Sprache des Landes, in dem man lebt, zu lernen, darf sich nicht wundern, wenn die Integration nicht funktioniert und die Menschen um einen herum darauf mit Unverständnis reagieren.“ Umgekehrt hat er die Botschaft der deutschen Gesellschaft so wahrgenommen: Wir wollen euch nicht – und schon gar nicht, wenn ihr über Bildung hier akademisch aufsteigt. Beide Seitenmüssen sich bewegen, auch heute.