01.07.2023: Aus der Hellwegregion Januar-Mai 2023

Engagement auf breiter Basis – Gemeinwohl Ökonomie, Ausstellung, Aktionen und eine Schule auf dem Weg zur Fairtrade School.
Die Hamm-Hellweg-Region handelt fair und nachhaltig. Als Regionalpromotorinnen freut es uns zu sehen, dass so viele Menschen sich aktiv für die Eine Welt und den Fairen Handel einsetzen. Einige Beispiele möchten wir hier vorstellen.
In: FUgE-News Ausgabe 01/2023

engagement-auf-breiter-basis-02Gemeinwohl-Ökonomie auch in Hamm?
Von Karl A. Faulenbach
Angeregt durch den vor zwei Jahren sehr gut besuchten Vortrag von Christian Felber, dem Initiator dieser neuen Form des Wirtschaftens und eines Seminars auf der im Februar diesen Jahres von FUgE und VHS durchgeführten sehr gut besuchten Nachhaltigkeitsmesse, waren sich die Teilnehmer* innen einig, noch im ersten Halbjahr eine Auftaktveranstaltung mit dem Seminarleiter Tobias Daur durchzuführen, um auch Firmen und andere Organisationsformen zu gewinnen, die bereit sind, ihr Unternehmen nicht nur nach Gewinnmaximierung auszurichten, sondern gleichwertig soziale und nachhaltige Kriterien zu beachten.
Es sind folgende Kriterien zu bedenken, um eine entsprechende Zertifizierung zu erzielen: „Die Gemeinwohlökonomie beschreibt ein neues Wirtschaftsmodell, das auf den Werten Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Mitentscheidung aufbaut.“
Dieses Modell einer neuen Wirtschaftsform wird vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss anerkannt. Es unterstützt die 17 SDGs und wird von mehr als 500 zertifizierten Unternehmen und von 60 Städten weltweit praktiziert.
FUgE möchte gerne Menschen, Vereine, Verbände und die Stadt gewinnen, sich dieser neuen Form eines verantwortlichen und zukunftsweisenden wirtschaftlichen Handelns zu stellen.
Die Auftaktveranstaltung soll am 20. Juni im FUgE-Haus, Oststraße 13, um 19.00 Uhr stattfinden. Zugesagt hat der kompetente und hoch motivierte Referent unseres Seminars auf der Nachhaltigkeitsmesse Tobias Daur aus Münster.

Jeans-Ausstellung in Welver
engagement-auf-breiter-basis-03Von Bärbel Brune
Im Juni kommt die Jeans-Ausstellung nach Welver. Das Fairtrade- Team freut sich schon sehr und möchte ein Rahmenprogramm organisieren. Ein Rätsel, das durch die Ausstellung führt, wird konzipiert und an den Markttagen wird beim Besuch vielleicht noch fairer Kaffee ausgeschenkt und eine kleine Führung angeboten. Über die konkrete Umsetzung wird in der nächsten FUgE-news berichtet.

Fair in Lippstadt
Von Claudia Kasten
Die Fairtrade Steuerungsgruppe Lippstadt geht auch 2023 aktiv durch das Jahr. So konnten neue Geschäfte und Gastronomien für den Fairen Handel geworben werden. Darüber hinaus nutzt die Gruppe verschiedene Veranstaltungen in Lippstadt, um auf ihr Anliegen hinzuweisen. So werden am Tag der Arbeit fair gehandelte Bananen verteilt und über die Arbeitsbedingungen beim Bananenanbau informiert. Auch der Tag der Begegnung im Juni wird Anlass sein, über den Fairen Handel zu berichten.

Martin-Luther-Schule auf dem Weg zur ersten Fairtrade Hauptschule in Hamm
Aleksandra bringt ihre Eindrücke so auf den Punkt: „Alle sollen gerecht behandelt werden und einen gerechten Lohn bekommen. Das ist mir wichtig.“ Die Schülerin der achten Klasse der Martin-Luther- Schule in Heessen hat sich gerade einen Schultag lang mit fairem Handel beschäftigt. Bärbel Brune, Dorothee Borowski und Ulrike Sturm sind in ihre Klasse gekommen und zeigen den Schüler*innen viele Aspekte der Ungerechtigkeit, die – in diesen Fall ungerechter – Handel hervorrufen kann. Da geht es um Kinderarbeit, Löhne und die große Schere zwischen dem Reichtum im Norden und die Armut im globalen Süden.
Der Vormittag zum fairen Handel fiel nicht aus dem Nichts in die Schule – denn die Martin-Luther- Schule ist die erste Hauptschule der Stadt, die in Kürze als Schule des fairen Handels ausgezeichnet wird. Und gerade die Schüler*innen dieser Schulform bringen viel Verständnis für das Anliegen des fairen Handels auf – das wurde bei den Workshops längst deutlich.
engagement-auf-breiter-basis-04Schulleiter Daniel Tümmers erklärt die Nähe seiner Schüler*innen zu fairem Handel so: „Wir schauen, dass wir den Schüler*innen das Gefühl nehmen, benachteiligt zu werden, weil sie Hauptschüler*innen sind. Wenn wir das schaffen, entwickeln sie ein größeres Selbstbewusstsein – und dann wissen sie, wovon die Rede ist, wenn es um Benachteiligung im Handel geht.“ Es waren die Angebote des Forums für Umwelt und gerechte Entwicklung (FUgE) für Workshops und Projekte im Unterricht, die das Interesse der Schule und besonders der Lehrerin Johanna Westermeier weckten, sich auf den Weg zur Schule des fairen Handels zu machen. Der erste Workshop war dabei die Unterrichtseinheit zum Thema Rohstoffwunder Handy.
„Wir haben gar nicht gewusst, wie groß der ökologische Rucksack ist, den die Smartphones mit sich rumtragen“, sagt Westermeier, „und unter welchen Arbeitsbedingungen die Geräte produziert werden.“ Ihre Schüler*innen wurden sich bewusst,was alles in ihren Handys steckt– neben den ganzen Funktionen.
Auch die Workshops zur Papierproduktion und die Reise der Jeans fanden großes Interesse der Schüler*innen der Martin-Luther- Schule. Und auch bei diesen Projekten ging es neben den ökologischen auch um die sozialen Aspekte, um die Gerechtigkeit. Alles zusammen brachte Westermeier, ihre Kolleg Innen und den Schulleiter zu dem Entschluss, Schule des fairen Handels zu werden.
Westermeier erklärt die fünf Schritte, die die Schule gehen musste, um die Auszeichnung zu erlangen. „Als erstes haben wir ein Schulteam gebildet“, sagt die Pädagogin, „25 Personen, davon mehr als die Hälfte Schüler*innen, bilden das Schulteam und kümmern sich um die verschiedenen Projekte.“ Einige Schüler*innen betreiben einen Blog, die Catering-AG ist ebenso einbezogen wie der Kiosk – dort werden faire Produkte verkauft und verkocht.
Beim Kick-off wurden Ideen gesammelt mit den Schüler*innen, Projekte, die denen am Herzen liegen, faire Seife aus Syrien wurde zum Beispiel thematisiert. Die Hauptschule ist eine Schule mit internationaler Schülerschaft, da treffen viele faire Ideen auf offene Ohren. Und all das schreibt das Schulteam auf, Kompass wird das genannt – der gibt die Richtung vor, in die sich die Martin-Luther-Schule bewegen soll.
Mindestens zwei fair gehandelte Produkte müssen in der Schule verfügbar sein. Das ist fürs Lehrerzimmereine eher kleine Hürde, einige Lehrer kaufen ihren Kaffee schon jetzt im Weltladen. Diskussion gab’s dagegen um faire Schokoriegel im Kiosk: Wie viel mehr dürfen die teurer sein? Ist der Preissprung zu hoch, finden die Riegel keinen Absatz. Problemlos die Catering-AG: fair gehandelter Zucker und Bananen sind schnell Standard geworden.
Schließlich der letzte Schritt: Schulaktionen. Es geht darum, wie die fair gehandelten Produkte in den Klassenraum kommen, die Nachhaltigkeitsziele in den Lehrplan der achten Klasse einzubauen, Besuche im Weltladen zu organisieren.
Dass die Schüler*innen ihre Hauptschule des fairen Handels mit Interesse und Begeis terung tragen werden, ist sicher. „Es ist leicht, die Schüler*innen zu motivieren, sie haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“, sagt FUgE-Mitarbeiterin Ulrike Sturm. „Die Schüler*innen stellen viele Fragen nach den Hintergründen“, hat Lehrerin Westermeier bemerkt, und: „diese Projektarbeit ist wichtig, motivierend und fächerübergreifend.“ Schulleiter Tümmers ergänzt: „Es ergibt sich ein rundes Bild. Der faire Handel passt zu uns, zu unserer Catering- AG und zum Kiosk, da werden wir auf Sicht die Produktpalette erweitern.“
Und Samira aus der Acht sagt nach dem Fair-Trade-Workshop: „Es stört mich, dass Kinder in ärmeren Ländern arbeiten müssen für Schokolade, die wir essen. Ich versuche, noch mehr Fairtrade Produkte zu kaufen.“
In: FUgE-News Ausgabe 01/2023

Mit der freundlichen Unterstützung des Promotor*innen-Programms für Eine Welt in der Hellwegregion, das von Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit gefördert wird.